In Zweierreihen legal durch Lohbrügge

■ Neonazis marschieren in Bergedorf. Mäßige Teilnahme an Antifa-Kundgebung

Zum zweiten Mal innerhalb von zwei Monaten demonstrierten am Samstag Neonazis und rechte Skinheads legal und von der Polizei geschützt durch Lohbrügge. Nach dem Verwaltungsgericht hatte am späten Freitagabend auch das Oberverwaltungsgericht das von der Polizei verhängte Demonstrationsverbot für die Rechten aufgehoben. Zeitgleich versammelten sich rund 150 Menschen auf dem Bergedorfer Kirchenvorplatz St. Petri und Pauli zu einer antifaschistischen Kundgebung und forderten ein Verbot der Neonazi-Demos.

Der Aufmarsch der rund 50 Neonazis war generalstabsmäßig vorbereitet. Im Auto-Konvoi fuhr der harte Kern der norddeutschen Rechten auf dem von der Polizei massiv gesicherten Kurt-Adams-Platz vor. Mit sichtbarer Arroganz wegen des gerichtlichen Erfolgs über die Polizei wetterte der Neonazi-Führer und Ex-Chef der Nationalen Liste (NL), Thomas Wulff, gegen die Forderung nach einem Verbot rechter Aufmärsche. „Die Nationale Opposition läßt sich nicht unterdrücken“, drohte er und klagte das „Recht auf freie Meinungsäußerung“ auch für den „Nationalen Widerstand“ ein. Zwischenrufe von Antifaschisten wegen seiner kriminellen Vergangenheit konterte Wulff: „Die Besten finden sich nun mal im Gefängnis wieder.“

Dannach zogen die Rechten mit einem Transparent „Rudolf Hess – das war Mord“ in Zweierreihen durch Lohbrügge – begleitet von einem starken Polizeiaufgebot, das auch Störungen von Protestlern verhindern sollte. Unter den Neonazis befanden sich neben den bekannten Skinheadführern Hans und Sven Grewe aus Tostedt Anhänger des „Club 88“ aus Neumünster, die sich auch „Sturm Neumünster“ nennen, sowie Sympathisanten des „Hamburger Sturm“, der von den Ex-NL-Aktivisten Thorsten Bar-thel und Torben Klebe herausgegeben wird. Nach der Demo nahm die Polizei drei Rechte wegen Verstosses gegen das Uniformverbot und Passivbewaffnung fest.

Die antifaschistische Kundgebung der Regenbogen-Gruppe verlief entgegen ursprünglicher Befürchtungen ohne rechte Störungen ab. Der DGB hatte sich zwar wieder nicht offiziell zur Teilnahme durchringen können, trotzdem beteiligten sich Einzelgewerkschaften wie GEW, HBV, IG Medien oder die Deutsche Angestelltengewerkschaft an der Demonstration.

Peter Müller/Andreas Speit