TBT-Entsorgung vorerst gestoppt

■ Bürgerinitiative sieht Grundwasser an der Luneplate gefährdet / Hafenamt gibt „technische Schwierigkeiten“ als Grund an / Aus Bremen fließt weiter Tributylzinn ins Meer

Eigentlich sollte heute damit begonnen werden, verseuchten Hafenschlamm aus dem Bremerhavener Überseehafen in ein vorbereitetes Feld auf der Luneplate zu spülen. Das Unternehmen ist Bestandteil des Bremer Entsorgungsprogrammes für Tributylzinn (TBT). Das Gift befindet sich dem Bremerhavener Hafenschlamm und stammt aus Werften und von TBT-haltigen Schiffsfarben. Das Bremerhavener Hafenamt hat den Beginn der Aufspülungen jetzt verschoben.

„Wir haben technische Probleme und unser Bagger ist kaputt“, begründet der Bremerhavener Hafenamtsleiter Hinrich Gravert den Aufschub. Allerdings wurde bekannt, dass der BUND Bedenken gegen die Aufspülungen geäußert hat. „Wir haben mit dem BUND ein Treffen vereinbart, auf dem wir über die Einwände sprechen wollen“, bestätigt Holger Bruns, Sprecher der Umweltsenatorin. Das Treffen findet diese Woche satt.

Neben dem BUND hat auch eine Bürgerinitiative gegen die Aufspülungen protestiert. Die BürgerInnen haben Angst, dass TBT aus dem aufgespülten Hafenschlamm ins Grundwasser gelangen könnte. Im Wesentlichen dreht sich die Kritik an der Aufspülung um die Frage, ob der Boden der Spülfelder ausreichend abgedichtet ist. „Hier waren viele Drainagenrohre verlegt, aus denen Wasser direkt in die Lune und ins Grundwasser geflossen ist“, weiß Wilfried Hegemann von der Bürgerinitiatve. Die BürgerInnen fordern, die Spülfelder mit einer festen Folie abzudichten oder sie saogar durch Spundwände zu sichern. „Das Spülfeld ist völlig dicht“, meint dagegen der Bremerhavener Hafenamtsleiter Hinrich Gravert. „Wir haben alle Drainagen zerstört oder an einen neuen Abfluß angeschlossen. Sollte so Wasser ausfliessen, dann wird es in einem Nachklärbecken aufgefangen“, so Gravert. Der Hafenamtsleiter lehnt den Einbau einer Dichtungsfolie ab: „Die ist überflüssig.“

Die Aufspülung ist Teil des TBT-Entsorgungskonzeptes Bremens. Gut 220.000 Kubikmeter Hafensediment sollen in den nächsten drei Jahren auf die Luneplate gespült werden. Das Sediment ist durchschnittlich mit 400 Mikrogramm TBT pro Kilogramm Trockenmasse belastet. Dieser Schlamm wurde bis vor zwei Jahren im Wattenmeer verklappt. Jetzt erlaubt das Land Niedersachsen die Verklappungen von Schlamm mit mehr als 100 Mikrogramm pro Kilo nicht mehr. Die Hafenbehörden hoffen, dass unter dem Einfluss von Sauerstoff und UV-Strahlung das TBT innerhalb von wenigen Monaten zu harmlosen Zinn verfällt.

Bis zu 40 Prozent des TBT-Eintrages erfolgt durch Bremerhavener Werften. Die Forderung der Grünen, den Werften sofort eine Docksanierung zu finanzieren um den TBT-Eintrag zu stoppen, ist nach Auskunft der Hafenbehörde bislang auf taube Ohren gestossen.

Neben dem Schlamm aus den Häfen gibt es auch Verschlickungen vor den Hafenschleusen. Auch diese Schlämme sind nach Auskunft des Bremerhavener Hafenamtes mit TBT belastet. „Diese Schlämme werden aufgequirlt. Die Ebbe spült dann die im Wasser gelösten Sedimente in die Nordsee“, erklärt Hinrich Gravert. Vor zwei Wochen hatte es deswegen große Aufregung gegeben. Das Greenpeaceschiff Beluga hatte direkt vor dem Hafen Sedimentproben genommen. Greenpeace will prüfen, wie hoch der Schlamm, der aus Bremerhaven in die Nordsee fließt, mit TBT belastet ist.

Thomas Schumacher