Versprochen ist versprochen und wird ...

■ Alle Integrationshilfen in Kitas sowie Tätigkeiten von Honorarkräften sind gesichert, versprach die Senatorin / Ein Blick in die Einrichtungen zeigte gestern das Gegenteil

Da hatte Sozialsenatorin Hilde Adolf (SPD) den Mund wohl doch etwas zu voll genommen: Pünktlich zum neuen Kindergarten-Jahr sollten sämtliche Tätigkeiten von Honorarkräften weiterlaufen, versprach sie vergangene Woche. Doch ein Blick vor Ort zeigte am gestrigen Starttag: Was versprochen wurde, waren bisher nichts als leere Worte.

So musste der fünfjährige Anton (Name geändert) trotz senatorischem Versprechen in der Kita an der Langemarckstraße vergeblich auf seine Integrationshelferin warten. Am Smidts Park sah es ebenso düster aus: Auch dort wurden Eltern behinderter Kinder vertröstet. Und aus Freizis kam immer dieselbe Antwort: „Wir stehen weiter auf dem Schlauch“. Schularbeitenhilfe oder Mittagstische für Lücke-Kinder fielen aus.

Dabei sah am Donnerstag alles noch ganz anders aus. Senatorin Adolf meldete sich da erstmals zu einem Problem zu Wort, das vorher ganze sechs Monate schlicht ignoriert wurde (die taz berichtete): Die neue Gesetzeslage in puncto 630-Mark-Kräfte und Scheinselbständigkeit, die neuerdings Sozialabgaben für Honorarjobber vorschreibt. Mit solchen rund 300 Kräften deckte die Stadt bislang jede Menge Angebote ab – vom Spielkreis bis zur Integrationshilfe in Kitas.

Doch aus Kostengründen drückte die Sozialbehörde sechs Monate lang einfach die „Augen zu“, berichten Personalräte. Und erwachte erst, als sich sechs Honorarkräfte per neuem Gesetz in feste Teilzeitstellen einklagten: Plötzlich wurden zu Ende August auslaufende Honorarverträge einfach nicht mehr verlängert. Dann herrschte wieder Sendepause. Eine eigens eingesetzte senatorische Arbeitsgruppe vertagte sich von Tag zu Tag. Dienststellenleiter weilten im Urlaub – bis schließlich vergangene Woche das erste Mittagstisch-Angebot wegen fehlender Kräfte ausfiel. Und die Senatorin plötzlich wach wurde.

Alle „Integrationshilfen in Kitas“ könnten „unvermindert weitergehen“, teilte sie übereilt nach einer behördeninternen Sitzung mit. Dasselbe gelte für „alle notwendigen Tätigkeiten von Honorarkräften“ in Freizeitheimen, Häusern der Familie oder anderen sozialen Einrichtungen der Stadt. Man habe neue Musterverträge ausgearbeitet. Die Arbeit freier Mitarbeiter sei gesichert, versprach sie: „Mir war es wichtig, gerade jetzt vor Beginn des neuen Kindergartenjahres Verlässlichkeit für die Eltern, die Kinder und Beschäftigten herzustellen.“

Doch von Verlässlichkeit spürten die Betroffenen gestern nichts: Nur auf Anfrage erfuhr eine Leiterin in der Neustadt, dass ihre Honorarkräfte wohl bis Ende Dezember neue Verträge bekämen. Aber Vertragsformulare dafür gab es gestern noch nicht. Die Helfer wurden daher wieder nach Hause geschickt.

Beim Deutschen Roten Kreuz schüttelte man über soviel Personalchaos gestern nur die Köpfe: Dort waren nämlich sofort 18 städtischen Helfer für die rund 100 Integrationskinder gegen höhere Pflegesätze fest eingestellt worden. Aber die Stadt lehnte ab – wohl aus Kostengründen.

Und schon jetzt munkelt man vor Ort, ab Januar werde wohl ganz Schluss sein mit den meisten Hilfen. Und nur noch dafür Geld ausgegeben, „wo wirklich Leib und Leben von Kindern bedroht ist“ – etwa für familiäre Krisenintervention. Das hatte die Senatorin in der Tat schon angedeutet: Man wolle die Honorartätigkeiten generell auf den „Prüfstand“ stellen. kat