Ist Harburg schön?

Hamburger Süden hat auch hübsche Ecken – sagen die AutorInnen eines neuen Buches  ■ Von Jochen Brandt

Harburg ist hässlich – das sagt fast jede Nicht-HarburgerIn. Harburg ist hübsch – die gibts auch, die das sagen. Rund 300 Seiten reiner Text, mehr als 500 Abbildungen und über 1000 Fußnoten – der Bezirk Harburg hat offenbar tatsächlich einiges zu bieten. Dies sollen zumindest ein neues Buch und eine Ausstellung im Harburger Rathaus belegen.

„Harburg und Umgebung“, so lautet der Titel des Wälzers. Auf knapp 400 Seiten hat das Autoren-Trio Lennart Hellberg, Heike Albrecht und Heino Grunert das Material zu Harburgs Bau- und Landschaftsdenkmälern zusammengetragen.

Vor vier Jahren fingen die drei mit der Inventur der geschichts-trächtigen Bauten und Grünanlagen an. „Wir sind tatsächlich durch die Straßen gelaufen und haben uns jedes einzelne Haus angesehen“, erzählt der Architekt Lennart Hellberg. Gleichzeitig habe man sich durch die verschiedensten Archive gewühlt, sagt Landschaftspfleger Heino Grunert, der für die Parks und Grünanlagen zuständig war. Vor allem die Besitzer von Privathäusern hätten den Nachforschungen am Anfang eher skeptisch gegenübergestanden, erinnert sich Hellberg. „Einige haben sogar geglaubt, wir würden ihre Häuser nur fotografieren, damit wir später einbrechen können.“

Neben offensichtlich schützenswerten Gebäuden wie dem Harburger Rathaus taucht in dem Buch auch viel Alltagsarchitektur auf. Ein futuristisch wirkendes Pförtnerhäuschen aus den 50er Jahren wird ebenso erwähnt wie das in den 20er Jahren entstandene Schwimmbad in der Bremer Straße. Vor allem für die Nachkriegsmoderne, über die immer die Nase gerümpft wird, habe er während der Recherchen eine Leidenschaft entwickelt, sagt Architekt Hellberg. Die St. Johannis-Kirche in der Bremer Straße hat es ihm besonders angetan. „Karl Thrans Entwurf war für die Architektur international richtungsweisend.“

Ungemein spannend sei die Arbeit im Laufe der Jahre geworden, urteilt Autor Hellberg. „Spannend“, sagt sein Kollege Grunert, „haben wir auch versucht zu schreiben.“ Für Laien solle das Buch sein, aber auch für Wissenschaftler. „Harburgs Architektur liefert ein lückenloses Zeugnis der Geschichte des Bezirks“, sagt Hellberg. „Dafür wollen wir das Bewusstsein schärfen.“

Einen guten Eindruck von dem Buch liefert die Ausstellung im Harburger Rathaus. Bezirksamtsleiter Bernhard Hellriegel wird gar literarisch, wenn er sagt: „Harburgs Gesicht hat zwar Narben, aber es ist immer noch sehr ansehnlich.“

Die Ausstellung läuft noch bis zum 24. September und ist Montag bis Donnerstag von 8 bis 16 Uhr, am Freitag von 8 bis 15 Uhr geöffnet. Das Buch ist im Christians Verlag erschienen und kostet 39,80 Mark.