Siebenmal zum Mond

Seit 1939 ist die Baureihe 471 auf Achse: Nun wurde „unser 082er“ zum ersten Museumszug der Hamburger S-Bahn auserkoren  ■ Von Uta Caspary

„Ein Freund, ein guter Freund, das ist der größte Schatz, den's gibt.“ So schallte es gestern zwischen Hauptbahnhof und Poppenbüttel durchs S-Bahn-Abteil. Eisgekühlter Apfelsaft, zünftige Leberwurst- und Schmalzstullen und saure Gurken wurden den Passagieren zusätzlich geboten und stießen, zumindest bei einigen ausgehungerten Schulkindern, auf größere Begeisterung als der musikalische Genuss. Nur wussten alle nicht so recht: Wozu das Spektakel?

Ein guter, alter Freund sollte auf diese Weise gebührend verabschiedet werden: Für die S-Bahn der Baureihe 471 war die letzte Dienstfahrt gekommen. Am 9. Dezember 1939 fuhr der erste Triebzug dieser Bauart auf den Schienen der Hansestadt, bis 2002 sollen alle das Terrain verlassen haben. Bis auf einen: „Unser 082er“, wie ihn Peter Hofmann, Geschäftsführer der S-Bahn Hamburg GmbH, liebevoll nennt.

Der, Baujahr 1958, wurde zum ersten „Museumszug“ der Hamburger S-Bahn auserkoren. Bis nächs-tes Jahr soll er in den Originalzustand seiner Vorgänger zurückversetzt werden und auf Sonder- und historischen Stadtrundfahrten den Öffentlichen Personennahverkehr der „40er Jahre“ – O-Ton S-Bahn Hamburg – wieder aufleben lassen. Holzfurnier und Plastik müssen Eichen- und Birnenholzwänden weichen, Kassettendecken und Intarsien veredeln den Oldtimer. In der zweiten Klasse wirds bequem: Holzbänke mit Original-Plüsch-polster, grau mit eingeprägten Längsstreifen. Eine erste Klasse gab es nicht, dafür ein Raucherabteil, das wenigstens symbolisch nachgebaut werden soll – mittels verschnörkelter Messing-Aschenbecher. Messinggriffe, kleine Tischchen, warm-gelbe Glühlampen und vergoldete Gepäckablagen vervollkommnen das Inventar.

Jahrzehnte lang war der Zug zwischen Wedel und Poppenbüttel, Neugraben und Pinneberg, Reinbek und Elbgaustraße auf Achse. „Rund hundertmal hat er den Globus umrundet, siebenmal ist er zum Mond und wieder zurück – wenn es nach den Kilometern geht“, rechnet Hofmann bewundernd vor.

Angeregt wurde die Idee zum Nostalgiezug von dem Verein „His-torische S-Bahn Hamburg e.V.“, der sich erst vor zwei Monaten gegründet hat. Profi- und Hobbyeisenbahner wollen die Geschichte des Hamburger Nahverkehr erforschen und weiter vermitteln. Dass der „082er“ im neu-alten Gewand „der Stolz der gesamten S-Bahn rund um den Michel sein wird“, dessen ist sich Jan-Geert Lukner vom Verein „Historische S-Bahn Hamburg“ schon jetzt sicher.