Legoland kommt nach Schwaben

Günzburg gewinnt gegen Tokio: Der Legoland-Konzern eröffnet seinen nächsten Park in Deutschland – wegen des guten Autobahnanschlusses. Naturschützer befürchten nun eine Verkehrslawine  ■   Aus Günzburg Klaus Wittmann

Die komplette Riege der Lego-Chefs war gestern nach Günzburg in Bayerisch-Schwaben gekommen. Ein Festtag mitten in der Woche sollte es werden. Nach dreijährigem Auswahlverfahren waren weltweit nur zwei Möglichkeiten für das neue Legoland übrig geblieben: Tokio oder Günzburg. Um 12.23 Uhr verkündete der Inhaber der Lego-Gruppe, Kjeld Kirk Kristiansen: „Der Standort des nächsten Legoland-Parks wird Deutschland sein, und noch präziser: Günzburg.“

Groß war der Jubel im Saal, hatte sich doch die gesamte Politprominenz für den Standort stark gemacht. „Die Infrastruktur ist hervorragend“, lobte der Lego-Chef, intern kurz KKK genannt. Fünfundzwanzig bis dreißig Millionen Menschen könnten innerhalb von zwei, drei Stunden in Günzburg sein. Dank der Autobahnen.

Das Auto wird also auch bei diesem Park das Hauptanreisemittel werden, und genau das wurmt den Bund für Naturschutz in Bayern gehörig. Einige wenige Naturschützer waren denn auch die einzigen, die sich über die Entscheidung nicht freuen mochten. Der Günzburger Oberbürgermeister hingegen schwärmte von der „positiven und weitsichtigen Entscheidung des Konzerns“. 300 Millionen Mark will Lego in den nächsten drei Jahren in seinen vierten Park investieren. Ein Drittel größer soll er werden als geplant, sagte der künftige Geschäftsführer John Jakobsen.

Einer, der in den vergangenen Tagen wenig Grund zur Freude hatte, strahlte fast noch mehr als die Kinder, für die eine riesige Spielfläche aufgebaut worden war. Es war der Exjustiziminister Alfred Sauter. Als „Leiter des Koordinierungsgremiums Legoland“ hatte er sich für den Park stark gemacht wie kaum ein anderer. „Günzburg wird die größte Fremdenverkehrsattraktion Bayerns werden“, kündigte er an. „Noch vor Neuschwanstein, das jährlich 1,25 Millionen Besucher hat.“ Eineinhalb bis zwei Millionen Besucher sollen nämlich ab 2003 nach Schwaben in den Freizeitpark kommen. Als künftiger Geschäftsführer wolle er sich aber nicht betätigen, meinte der ob seiner Entlassung enttäuschte Politiker, der der Kreis-CSU vorsteht.

Der Park wird auf einem ehemaligen Munitionsdepot errichtet, das vom Bund für einen Aufwand von 14 Millionen Mark entmunitioniert wurde. Bislang wurden 105 der insgesamt 140 Hektar geräumt. Die Arbeiten forderten ein Todesopfer, einen Sprengmeister, und brachten über 80.000 Granaten und Bomben zum Vorschein.

Für Zündstoff sorgt der Park freilich in Nordschwaben schon lange nicht mehr. Und sollten denn die Naturschützer und einige Anwohner weiter vor der Verkehrslawine warnen, will ihnen der künftige Geschäftsführer entgegen halten: Wichtig ist, dass Günzburg auch per Bahn gut erreichbar ist. Nachdem die Bahn AG jüngst erst einen Interregio über Günzburg gestrichen hat, wird sich Lego da aber noch gehörig anstrengen müssen.