Das Deich-Mysterium

■ Altenwerders drängender Sofortbeginn

Die Begründung der Wirtschaftsbehörde für den „dringend notwendigen Sofortbeginn“ der Hafenerweiterung in Altenwerder ist so wasserdicht wie ein Sieb. Nachdem das Verwaltungsgericht am Montag einen vorläufigen Baustopp auf der 250 Hektar großen Elbinsel verhängte (taz berichtete), stellt jetzt auch das Wasserwirtschaftsamt (Baubehörde) die Logik der Strom- und Hafenbauer in Frage: Diese hatten die Notwendigkeit der vorgezogenen Deichbauarbeiten noch in diesem Jahr damit begründet, daß es allein zwei bis drei Jahre dauere, bis sich die Erdschichten überhaupt gesetzt hätten.

Erst danach könne mit dem Bau der Kaimauertrasse begonnen werden. Würden sich die Deichbauarbeiten verzögern, stünden Hamburg Millionenverluste ins Haus: „Ein um sieben Monate verzögerter Beginn hätte zur Folge, daß für die Arbeiten am Deichanschluß weitere fünf Monate bis zum Ende der sturmflutgefährdeten Zeit im April 1999 abgewartet werden müßten“, heißt es in dem Schriftsatz.

Eine Argumentationskette, die das als durchaus sachkundig geltende Amt für Wasserwirtschaft mit einer generellen Aussage zur Charakteristik von Deichsetzungen widerlegt: „Die zu erwartenden Setzungen werden durch eine entsprechende Überhöhung der Deichkrone berücksichtigt (...). Bei ausreichender Sicherheit gegen Böschungsbruch wird durch das Setzungsverhalten die Schutzwirkung des Deiches in keiner Weise und zu keiner Zeit beeinträchtigt.“ Damit aber gerät der gesamte Antrag auf Sofortvollzug ins Wanken.

Den Widerspruch der Eilbedürftigkeit läßt die GAL derzeit durch eine kleine Anfrage an den Senat klären. Wirtschafts-Staatsrat Heinz Giszas gerät allmählich in Rechtfertigungsschwierigkeiten. Was ihn nicht daran hindert, sich endlich über Alternativen zu Altenwerder Gedanken zu machen: Am Donnerstag sorgte er dafür, daß im Wirtschaftsausschuß ein GAL-Antrag zur Nutzen-Kosten-Analyse der Hafenerweiterung abgelehnt wurde. hh