Hamburger Kino-Tips

Die Frage, wer eigentlich dieser Emir Kusturica sei, läßt sich diese Woche im Abaton beantworten. Der Regisseur von Underground hat immerhin die Goldene Palme von Cannes in Empfang genommen und bei der Laudatio – was wir besonders toll fanden – niemand anders als Johnny Rotten von den Sex Pistols zitiert. Mit Arizona Dream und Die Zeit der Zigeuner hat er aber schon vor Underground betörende Leinwandepen entworfen, die vor Sinnlichkeit aus allen Nähten platzen. Arizona Dream: So, 10., Mo, 11. 12. / Zeit der Zigeuner: Mi, 13. 12., Abaton, jeweils 17.30 Uhr

Wem Desperado gefallen hat, der kann die erste Folge der Western-Fortsetzungsgeschichte von Robert Rodriguez nachholen. Übertreibung, Groteske und Surrealismus sind auch hier die Stilmittel mit denen der Jung-Star das Western-Genre als B-Movie verhohnepipelt. Da El Mariachi für schlappe 7000 Dollar gedreht wurde und Rodriguez einfach alles selbst gemacht hat, geraten hier freiwilliger und unfreiwilliger Humor noch besser. Der Held beginnt hier als Gitarrist und verwandelt sich erst im Lauf der Handlung in einen Revolverhelden. Prima sind auch die fertigen mexikanischen Polizisten. Mo, 11. bis Mi, 13. 12., Zeise, jeweils 22.45 Uhr

Ereignisse der klebrigen Art gibt es im B-Movie. Wegen des großen Erfolgs wird das Nutella-Wettessen im Rahmen der Veranstaltung Ein Käfig voller Schaben aufs Neue veranstaltet. Die beiden Tuntenimitatoren Blessless Mahoney und Didine van der Platenvlotburg präsentieren darüberhinaus neues von Laura Star, dem Bügelwunder aus der Schweiz und von anderen Äbtissinen des guten Geschmacks. Wild, live und unplugged. Garantiert. Was das alles mit Kino zu tun hat, wissen wir auch nicht. Sa, 9. 12. und So, 10. 12, B-Movie, jeweils 20 Uhr

 Nochmal Erlebnis-Kino gibt es bei den Wilden Winternächten im 3001. Diesmal kann man mit Mantel und Degen einlaufen, wenn Gérard Philippe in Fanfan, der Husar mit den Augen rollt und Jean-Paul Belmondo in Cartouche, der Bandit Degen und Charme blitzen läßt. Ziemlich festgeklopfte Geschlechterrollen schreibt das Genre zwar vor, aber auch gute Stunts. Sa, 9. 12., 3001, 22.30 Uhr

Diese Woche gibt es wieder Warnix-Machtnix. Unter dem wirklich prima Motto „Schießen kann jeder: Warnix-Machtnix hat beschissen“ werden wieder kurze filmische Kleinode versammelt. 15 cineastische Schußwechsel von Revolverhelden, Knarrenkasten aber auch von Schiesser-Unterhosen werden für Spaß sorgen. Fr, 8., Sa, 9. 12., Lichtmeß, jeweils 21 Uhr

Die Tunesischen Filmtage im Metropolis, in der taz hamburg bereits ausführlich gewürdigt, werden diese Woche mit zwei Filmen von Nouri Bouzid fortgesetzt. In Anwesenheit des bekanntesten Vertreters des tunesischen Autorenkinos kommen Das goldene Hufeisen aus dem Jahr 1988 und Der Mann aus Asche von 1984 zur Ansicht. In letzterem Film setzt sich Bouzid engagiert mit den sexuellen Tabus seines Landes auseinander, wenn er erzählt, wie die jungen Schreiner Hashimi und Farfat von ihrem Meister mißbraucht werden. Als Hashimi seiner bevorstehenden Hochzeit mit Desinteresse gegenübersteht, glaubt seine Mutter an einen bösen Zauber und bestellt eine Schamanin ein. Der Vater hingegen versucht, das Problem mit einer Tracht Prügel zu lösen. Mit seinem Freund Farfat flüchtet Hashimi schließlich ins Bordell, wo er bei einer Auseinandersetzung in Rage gerät. Das goldene Hufeisen: Fr, 8. 12. / Der Mann aus Asche: Sa, 9. 12., Metropolis, jeweils 21.15 Uhr

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