■ Soundcheck
: Diana King

Gehört: Diana King. „This is a rewind!“ erklärt die mausgesichtige Diana King kokett, als ihre Backingband „Shy Guy“ nach den ersten Takten abbricht und neu ansetzt. Ob allerdings das aus schnauzbärtigen OK-Radio-Hörern, der Kelly-Family entwachsenen Mädchen mit schweren Nasenfahrrädern der S-Klasse und Jamaika-Sex-Touristinnen über vierzig zusammengewürfelte Publikum solche als „Reggae“ konnotierten Feinheiten zu schätzen wußte?

Dabei hätte es doch so schön werden können: charmantes Raggamuffin-Toasting und elegante Swing-Beat-Schnulzen, die auf Platte unendlich zufrieden machen. Reggae hieß in der Markthalle allerdings: Studiomusiker hinter Keyboard-Türmen, unter die Achsel geschnallten sechsseitigen Baßgitarren oder bewaffnet mit jener perversen Sorte von E-Gitarren, die sich auf dem Schambein stimmen. Die Swing-Seite war da schon besser: Diana Kings weißes Lackmäntelchen, zwei in Latex-Leggins posierende Backgroundsängerinnen und zwei muskulöse Tänzer, die von Stück zu Stück die Garderobe wechselten. Hier werden Männer zu Sexobjekten gemacht, dem begehrenden Blick des weiblichen Publikums unterstellt und dann mit der Mahnung entlassen, ihre Frauen gut zu behandeln. Nur hätte man das viel lieber in einer schicken Vorstadt-Disco gesehen, wo man die Schwarzmarktpreise von Handys und die neuesten Armanidesigns kennt.

Tobias Nagl