Otter und Lachs sind Geben und Nehmen

■ Im Völkerkunde-Museum schnitzt ein indianischer Bildhauer einen Totempfahl

„Nach dem Überleben in Deutschland würde ich eher fragen“, meint der indianische Bildhauer David Seven Deers auf die Frage, wie er das Leben in diesem Lande so fände. Nicht, daß er Probleme hat, in Hamburg seine Existenz zu sichern. „Aber hier gibt es auch Leute, die sich um ihr Land sorgen, und die werden genauso unter Druck gesetzt wie mein Stamm der Skwahla-Halkomelem in British Columbia.“ Bevor der 38jährige zurückkehrt nach Kanada, wird er sein eigenwilliges Projekt zu Ende führen: Aus dem 12 Meter langen und tonnenschweren Stamm einer kanadischen Zeder entsteht im Innenhof des Hamburgischen Museums für Völkerkunde ein Totempfahl.

Gestern konnte der Künstler mit dem Wenden der sperrigen Skulptur den ersten Arbeitsabschnitt erfolgreich abschließen: Nach 14 Monaten ist die Schnitzerei auf der einen Seite des Totempfahls fertig. Die wellenartige Abfolge von Otter und Lachs sei ein Symbol für Geben und Nehmen, erklärt der Autodidakt. Der Totempfahl wird nach der Fertigstellung der anderen Seite (wieder mit den beiden Tieren der Stammesheimat) seinen Platz vor dem Völkerkunde-Museum finden. Ein Jahr wird es etwa noch dauern, bis das Geschenk fertig ist: „Es soll allen gehören und alle sollen es immer sehen können, das war eine meiner Bedingungen.“

David knüpft an sein Werk große Hoffnungen: „Wenn ich zurücckehre, werden wir ein Rundhaus bauen, wo meine Leute sich treffen können.“ 400 Menschen zählt sein Stamm noch. 40 000 Dollar hat er durch den Verkauf von wearable-art-Artikeln zum Projekt bereits zusammengebracht. „Die Regierung würde uns das Rundhaus auch bezahlen, aber dann würde sie schon wieder bestimmen, was gemacht werden soll.“ Seine Arbeit in Hamburg verschaffe seinem Anliegen Öffentlichkeit und politische Bedeutung. „Das“, sagt der Bildhauer aus Kanada, „ist meine Art zu kämpfen.“ Stefan Kreft