Mit Puppen Zähne putzen

■ Wenn Kinder keine Lust auf's Zähneputzen haben: Prophylaxe-HelferInnen geben Tipps in Kindergärten und Schulen über Fluorid-Zahncremes bis hin zu Anti-Putz-Phasen

Sie gehen in Kindergärten und Schulen – und werben für gesunde Ernährung und altersgerechte Zahnpflege: Die Landesarbeitsgemeinschaft zur Förderung der Jugendzahnpflege in Bremen (LAJB) – ein Zusammenschluss von Zahnärzten, Krankenkassen sowie der Gesundheitsbehörde – schickt Jahr für Jahr vor Ort Zahnärzte und Prophylaxe-Helferinnen in Gruppen und Klassen. Wir sprachen mit LAJB-Geschäftsstellen-Leiterin Tina Heins aus Bremerhaven – kurz vor dem Tag der Zahngesundheit am 25. September – über die Zahnpflege im Kindesalter.

taz: Eigentlich müssten die Eltern ja Ihre Zielgruppe sein. Schließlich müssen die ja zu Hause die Zahnpflege beim Kind umsetzen?

Tina Heins: Wenn wir die Kinder im Kindergarten betreuen, bekommen die Eltern von uns einen Elternbrief mit. Außerdem bieten wir Elternabende oder Infonachmittage an.

Und wie groß ist das Interesse?

Das kommt auf die eigene Zahnpflege der Eltern an. Eltern, die selber schon sehr viel Karies haben, sagen eher: Ach, so schlimm ist das doch gar nicht. Und Eltern, die selber sehr viel Wert auf Zahnpflege legen, achten bei ihren Kindern schon mehr darauf.

Und wie gut sind Eltern über Zahnpflege und Ernährung informiert?

Wir stellen oft fest, dass viele Eltern einfach nicht mehr informiert sind – vor allem über Ernährungsfragen. Da sind viele sehr stark von der Werbung beeinflusst. Es gibt aber sehr viele Kinderprodukte, die sehr viel Zucker enthalten. Der Zuckerkonsum und somit auch die Zahl der Kariesfälle ist in letzter Zeit sehr angestiegen. Das liegt aber eben nicht nur an der mangelnden Zahnpflege allein.

Trotzdem spielt sie eine große Rolle. Aber wie motivieren Sie die Kinder, dabei mitzumachen?

Sehr spielerisch, mit Handpuppen. Wir besuchen die Kinder an zwei Vormittagen im Kindergarten. Wir haben Kuscheltiere und Handpuppen dabei, die ein sehr großes Gebiß haben und eine große Zahnbürste. Mit diesen Puppen wird geputzt, die Kinder sprechen mit der Puppe und die Tiere dürfen auch Sanktionen aussprechen, die die Kinder von Erwachsenen nicht so leicht annehmen würden.

Aber zu Hause ist die Puppe nicht mehr da – und dann lässt die Lust auf Zähneputzen auch schnell wieder nach. Was raten Sie Eltern da?

Druck machen ist sinnlos. Mit kleinen Reimen oder Spielchen kann man die Kinder schon eher zum Zähneputzen bringen. Man sollte versuchen, das als kleines Highlight für den Tag zu setzen. Man sollte bei Kindern bis zum sechsten Lebensjahr ja ohnehin nochmal nachputzen, weil sie es allein von der Motorik her gar nicht schaffen. Wenn man diese Notwendigkeit mit Spielchen begleitet, werden die Kinder auch Freude behalten.

Und wenn das auch nicht klappt?

Wenn die Kinder mal eine Phase lang überhaupt nicht putzen wollen, sollte man die Freude mit Druck nicht ganz kaputtmachen. Sondern sagen: Okay, dann putzen wir aber wenigstens einmal am Tag. Oder morgen. Oder: Wenn Du heute nicht mehr putzt, dann müssen wir zahngesunde Sachen finden, die Du heute essen kannst. Man kann aber auch zusammenputzen, dann steht das Kind nicht so alleine da. Dann macht man eben mal einen Familienputztag.

Aber es ist nicht so dramatisch, wenn die Kinder mal ein kurze Anti-Putzphase haben?

Nein, das gibt nicht sofort ein Loch. Trotzdem sollte man den Kindern in dieser Zeit öfter mal etwas Hartes zum Kauen geben, damit viel Speichelfluss entsteht – und nicht soviel Süssigkeiten vergeben.

Wegen der Kostenübernahme durch die Krankenkassen raten Sie den Eltern, mit ihren Kindern vom 3. Lebensjahr an jedes halbe Jahr zum Zahnarzt zu gehen. Warum ist das, unabhängig vom Bonusheft, eigentlich nötig?

Es geht auch um die Kontrolle, denn eine leichte Karies kann man schnell erkennen. Und sogar noch verhindern. Ein kleines Loch ist schnell behoben und für die Kinder auch nicht so schlimm, als eines, das schon ein Jahr alt ist.

Bei einigen Eltern besteht Abneigung gegen flouridhaltige Zahnpasten, zu denen Sie aber dringend raten?

Flouride sind einfach der beste Schutz für die Zahnsubstanz. Das ist wissenschaftlich erwiesen. Das härtet die Zähne. Aber wer niedrig dosieren will, kann das auch tun: Es gibt für Kinder im Kindergartenalter auch geringer dosiertere Zahnpasta für die Milchzähne. Oder es gibt auch Flourid-Gelees, die man kaufen kann und mit denen man nur einmal in der Woche den Zahnschmelz härten kann.

Fragen: Katja Ubben

Weitere Infos bei der LAJB, Universitätsallee 29, unter Tel.: 20 25 10.