Bewegung im AKW-Streit

■ Atombetreiber PreussenElektra signalisiert Kompromissbereitschaft

Berlin (dpa) – In die heftige Debatte über einen deutschen Atomausstieg kommt neue Bewegung. Mit dem Chef der niedersächsischen Energieagentur, Stephan Kohler, sprach sich jetzt einprofilierter Atomgegner dafür aus, nicht weiter auf der von der rot-grünen Bundesregierung angestrebten und umstrittenen Festlegung einheitlicher Laufzeiten für alle Reaktoren zu bestehen. Stattdessen solle diese Frage für jede Anlage einzeln geklärt werden, sagte er während einer hochrangig besetzten Diskussionsveranstaltung in Berlin. Zugleich forderte er die Anti-Atomkraft-Bewegung auf, mit der Elektrizitätswirtschaft „Frieden zu schließen“, um die Probleme der Energieversorgung und die ungeklärte Atommüll-Entsorgung lösen zu können.

„Interessant“ nannte der Leiter Grundsatzfragen der PreussenElektra AG, Wolf Hajte, Kohlers Vorstoß. Die hannoversche Veba-Tochter ist der größte Atomstrom-Produzent Deutschlands. Auch die Leiterin der Energieabteilung im Bundeswirtschaftsministerium, Christel Möller, signalisierte Sympathie für Kohlers Idee. Die Fraktionschefin der Grünen im niedersächsischen Landtag, Rebecca Harms, sprach sich ebenfalls dafür aus, die Laufzeiten nicht weiter ins Zentrum der Debatte zu stellen.

Im Hause von Bundesumweltminister Jürgen Trittin (Bündnisgrüne) heißt es, die Betriebszeit aller deutschen Atomkraftwerke könne auf 25 Jahre begrenzt werden. Teile der Stromwirtschaft plädieren für mindestens 35 sogenannte Volllastjahre.