Wild-West Nachbarn

■ Bewährungsstrafe für bewaffnete Attacke eines Ehepaars auf Gröpelinger Nachbarn

Ein heftiger Streit unter Nachbarn endete am Montag vor der Strafkammer des Bremer Amtsgerichts. Zu acht und sechs Monaten Freiheitsstrafe wurden eine 35-jährige Frau und ihr 34-jähriger Ehemann verurteilt. Die beiden Gröpelinger waren im Mai letzten Jahres mit Eisenstangen, Hammer und Messer auf ihren 33-jährigen Nachbarn losgegangen und wegen Körperverletzung und versuchter Körperverletzung angeklagt worden. Hinter Gitter muss das brutale Ehepaar jedoch nicht: Das Gericht setzte den Ersttätern die Strafen auf jeweils drei Jahren Bewährung aus.

Der Geschädigte dagegen berichtete vor Gericht von vielen Streits mit dem Paar aus dem selben Wohnblock. An besagtem Tag habe er nur „freundlich und vernünftig“ mit dem vierfachen Vater sprechen wollen – auch über dessen Kinder. „Die hatten meine Frau als Hure und Schlampe beschimpft“, ereiferte sich der 33jährige Hortleiter. Wer unter den Nachbarn den ersten Schlag tat, konnte auch das Gericht nicht feststellen. Die Aussagen der Betroffenen widersprachen sich.

Während die beiden Raufbolde ihrer Wut offenbar freien Lauf ließen, kam es dann zu einem verhängnisvollen Sturz: Der 1,60 Meter kleine Angeklagte fiel rückwärts über einen Zaun und stieß sich den Hinterkopf. Doch der Rangler der Gegenseite hatte nicht mit der Frau des Gestürzten gerechnet. Die gab gestern zu, gemeinsam mit ihrem damals 14-jährigen Sohn den Nachbarn attackiert zu haben. „Nur um meinen Mann zu beschützen“ habe sie mit Heizungsrohren, die zufällig im Vorgarten lagen, auf den Nachbarn eingeschlagen – während der Ehmann sich berappelte, ins Haus lief und Hammer und Messer holte.

Ob er anschließend tatsächlich mit den Worten „ich bringe dich um“ auf den Nachbarn losgegangen ist, daran konnte sich nach eineinhalb Jahren jetzt niemand mehr genau erinnern. Nur der Ausgang des Streits wurde hieb- und stichfest durch Zeugen bestätigt: Ein weiterer Hausbewohner, der den Streit beobachtet hatte, berichtete, mit seiner Gaspistole „als Warnung“ in die Luft geschossen zu haben. Als die Polizei schließlich eintraf, war es ruhiger geworden.

Rund sechseinhalb Stunden dauerte die Verhandlung – bei der die streitenden Parteien sich erneut heftige Wortgefechte lieferten. „Jetzt kann ich mir lebhaft vorstellen, wie das damals ausgesehen haben muss“, kommentierte der Richter die ungewollt anschauliche Darbietung. Nathalie Sander