■ Das Diepgen des Tages
: Patrice Wagner

Sie, Patrice Wagner, sind nicht nur Kaufhauschef der Berliner Nobelklitsche Galeries Lafayette, sondern erweisen sich neuerdings als profilierter Kenner der Autonomen. Weil eine Gruppe nicht mehr ganz jugendlicher Gewalttäter, die sich in unregelmäßigen Abständen als „Berliner Polizei“ ausgibt, am Samstag das innere Bedürfnis verspürte, die Teilnehmer der bis dato friedlichen Veranstaltung „Reclaim the streets“ in Ihre Parfumabteilung zu jagen, haben Sie eine Aussage gemacht, die sich mit allen BKA-Wassern gewaschen hatte: Rund 60 als Autonome identifizierbare Jugendliche, das haben Sie der Welt gesteckt, seien „in einem etwas anderen Outfit als üblich“ in Ihren Eure-Armut-kotzt-mich-an-Laden eingedrungen, in dem offensichtlich nicht nur die eine oder andere Scheibe, sondern auch so manche Schraube locker ist.

Dafür spricht zumindest die Tatsache, dass Sie, „Patrice“, auf den ersten Blick gewusst haben, was die Polizeistunde geschlagen hat: „Das waren die typischen und bekannten Profile – der härtere Kern eben.“ Woher Sie über diese profunde Kenntnis der Berliner Autonomen, die ansonsten ja nicht gerade zu ihren Stammgästen zählen dürften, verfügen, bleibt allerdings Ihr Geheimnis.

Damit ist Ihnen, Wagner, gelungen, was selbst dem Verfassungsschutz bisher versagt blieb, nämlich den Prototyp des gewalttätigen Extremisten spontan an der Visage zu erkennen. Damit nicht genug: Aus der Tatsache, dass der Vorfall von zwei Kameraleuten gefilmt wurde, leiteten Sie auf Ihrer langen Leitung ab, dass der Überfall planmäßig vorbereitet worden sei: „Die Plünderungen sollen wohl aus Dokumentationszwecken ins Autonomen-Archiv.“

Abgesehen davon, dass bisher nicht einmal ein Kaufhauschef imbezil genug gewesen ist, beim Fälschen seiner Steuererklärung vor der Videokamera zu posieren, stellt sich die Frage, ob da nicht der Neid der Vater Ihres Gedankens war. Schließlich, Wagner, möchte Ihr Profil garantiert niemand in seinem Archiv sehen.

Nicht einmal zu Dokumentationszwecken. Und nicht einmal Molly Bluhm