■ Cash & Crash
: Starke Dividenden

Nürnberg (taz) – So mancher Neueinsteiger am Aktienmarkt, der nur Tag für Tag auf die Kursentwicklung schielt, dürfte am Tag nach der Hauptversammlung der Unternehmen eine Überraschung erlebt haben. Denn die Anteilscheine an deutschen oder internationalen Firmen werfen auch neben der Kursspekulation etwas ab.

Allein die deutschen Börsengesellschaften haben in diesem Jahr für 1998 fast 35 Milliarden Mark an ihre Aktionäre ausgeschüttet, stolze 14 Prozent mehr als noch im Vorjahr. Zwar lag die Dividendenrendite bei vielen großen AGs nur zwischen mageren zwei und drei Prozent, doch bei einigen Nebenwerten konnten Börsianer höhere Zinsen für ihr Kapital einstreichen.

Wer rechtzeitig vor der jeweiligen Hauptversammlung und der am Tage danach fälligen Dividendenzahlung einstieg, konnte bei unterbewerteten Aktien wie Triumph-Adler, Norddeutsche Affinerie oder Carl Schenk Renditen von rund acht bis zehn Prozent in Empfang nehmen.

Ganz anders sieht es dagegen bei den meisten Unternehmen aus, deren Aktien am Neuen Markt notiert werden, denn die jungen Internet- und Softwareunternehmen verzichten völlig auf jede Dividendenzahlung. Jede verdiente Mark bleibt im Unternehmen und wird für die Expansion der kommenden Jahre eingesetzt.

Bei Dividende auf Aktien eines deutschen Unternehmenswinkt bislang noch eine zweite Belohnung – durch eine Steuergutschrift von drei Siebteln der gezahlten Dividende – weil das Unternehmen auf ausgeschüttete Gewinne bereits Körperschaftssteuer bezahlt hat, die der Aktionär nicht noch einmal abführen muss. Wenn das Unternehmen seine Gewinne allerdings vorwiegend im Ausland erzielt hat oder aus den vergangenen Jahren noch einen riesigen Verlustvortrag in der Bilanz vor sich her schiebt, entfällt die Steuergutschrift für den Aktionär, so zum Beispiel bei Firmen wie adidas-Salomon, MAN oder Degussa.

Nach der geplanten Senkung der Körperschaftssteuer jedoch will die neue Bundesregierung auch die Steuergutschrift für die Aktionäre streichen. Allerdings sollen Dividenden dann nur noch zur Hälfte versteuert werden. Horst Peter Wickel