Flugexperte als Bahn-Vorstand

■  Der hoch gelobte RWE-Manager Mehdorn folgt dem CDU-Mann Ludewig. Und Fernverkehrschef Axel Nawrocki scheint keiner eine Träne hinterherzuweinen

Berlin (AP/dpa/taz) – Mehrmals schon war Hartmut Mehdorn als Chef der Deutschen Bahn AG im Gespräch. Nun hat er es geschafft. Der 57-jährige ehemalige Luffahrtmanager hat sich einen Namen gemacht mit der Erfolgsgeschichte des Passagierflugzeugs Airbus. Seine Karriere begann der Ingenieur bei den Vereinigten Flugtechnischen Werken (VFW) in Bremen, die später im Airbus-Konsortium aufgingen. Seit 1974 war er bei VFW verantwortlicher Programmleiter für das erste Airbus-Modell A 300. Von dort ging es über verschiedene Stationen 1992 in den Vorstand der Deutschen Aerospace AG, die zuDaimler-Chrysler gehört.

Als Manfred Bischoff 1995 Dasa-Chef wurde, wechselte Mehdorn zur Heidelberger Druckmaschinen AG, deren Vorstandsvorsitzender er bis jetzt ist. Sie gehört über ihren größten Anteilseigner, die Lahmeyer AG, zur Hälfte der RWE AG, deren Aufsichtsratschef Friedel Neuber (Vorstandsvorsitzender der Westdeutschen Landesbank und SPD) wiederum im Bahn-Aufsichtsrat sitzt.

Unklar ist noch, was die Bundesregierung Mehdorn versprechen musste, damit er das Himmelfahrtskommando bei der Deutschen Bahn annahm.

Der jetzige Bahn-Chef Johannes Ludewig musste seinen Posten nach nur zwei Jahren räumen. Der 54-jährige Ludewig hat sich vor seiner Berufung zum Bahn-Vorstandschef einen Namen als Wirtschaftsfachmann unter Bundeskanzler Helmut Kohl erworben. Ludewig ging 1983 ein Jahr nach der Bonner Wende vom Wirtschaftsministerium ins Bundeskanzleramt. In West und Ost wurde er ab 1991 bekannt als „Koordinator neue Länder“. Ende 1994 wurde Ludewig beamteter Staatssekretär im Wirtschaftsministerium, behielt aber als Beauftragter der Bundesregierung für die neuen Bundesländer sein Engagement in Ostdeutschland bei.

1997 wechselte Ludewig in den Vorstand der Bahn AG. Sein Vorgänger Heinz Dürr blieb ihm allerdings erhalten und sägte fortan als Aufsichtsratschef am Stuhl des ehemaligen Kanzlervertrauten. Doch auch der neue SPD-Verkehrsminister Franz Müntefering stellte sich zunächst hinter Ludewig – aus zwei Gründen, so der Flurfunk bei der Bahn AG: Es gab keinen geigneten Nachfolger, außerdem sollte der Eindruck der Parteibuchswirtschaft vermieden werden. Daher also die Schonfrist bis gestern.

Neben Ludewig muss auch Fernverkehrschef Axel Nawrocki gehen. Während Ludewig immerhin noch bei einigen zähneknirschende Zustimmung in manchen Bereichen ernten konnte, fand sich gestern überhaupt kein Fürsprecher für Nawrocki, das Stehaufmännchen des deutschen Graubereichs zwischen Politik und Wirtschaft.

Der CDU-Politiker und ehemalige Treuhandmanager scheiterte als Geschäftsführer der Berliner Olympia GmbH, die die Olympischen Spiele in die Hauptstadt holen sollte. Trotzdem wurde der Mitwisser vieler Geheimnisse befördert – und zwar zum Chef der Berliner S-Bahn, einer Tochter der Bahn AG. Mit Ludewig wurde er dann zuständig für den bundesweiten Fernverkehr. Allerdings brachte er dort die Belegschaft mit flotten Sprüchen gegen sich auf und konnte den Fernverkehr nicht profitabler machen. koch/rem