Einmal Hollywood und zurück

■ „It's so L.A.“, aber am schönsten ist zuhause: Mika Kaurismäkis L.A. Without A Map erzählt „The Player“ als romantische Komödie

In England werden schließlich auch Filme gedreht, trösten sich Richard und Barbara am Ende von Mika Kaurismäkis Komödie L.A. Without A Map zurück in Schottland nach einer langen Odyssee durch die Stadt der Celluloid gewordenen Illusionen. Ein Hassliebe zu dieser Stadt und der Erzählweise und Politik seiner Filmstudios zeichnet das europäische Kino ja nicht erst seit Jack Lang und Wim Wenders aus.

Was sich aber so noch mal als selbstbewusst-ironische Hommage an die vereinten Kräfte europäischer Filmförderung – produziert wurde dieser Film in Helsinki, Paris und London – präsentiert, erweist sich aber dann doch als recht leichtfüssige Exkursion durch ein „Hollywood Babylon“, wie es auch ein Jim Jarmusch oder Mikas Bruder Aki Kaurismäki nicht wesentlich anders in Szene gesetzt hätten. Und den fasziniert-distanzierten Blick des Fremden hat Mika selbst bereits in früheren Filmen schon in Brasilien oder Berlin erprobt. Auch Drehbuch Richard Rayner weiß anscheinend, wovon er spricht: Für seinen gleichnamigen Roman erhielt er den britischen Hawthornden Prize für Literatur – und lebt seitdem, mit seiner finnischen Frau, in Venice, Kalifornien.

Eigentlich empfindet Richard, junger Erbe eines Bestattungsunternehmens, nichts als Liebe für Hollywood, insbesondere aber für seine Stars und Filmposter. Vielleicht, weil er die Stadt nur aus dem Kino kennt und ihr Glanz ihn über die Tristesse seines eigenen Lebens hinwegtröstet. Tagsüber bringt er die Toten unter die Erde und schreibt weihevolle Nachrufe für das Provinzblättchen. Abends arbeitet er an seinem Roman „Cozy Suicide“ – weil seine langweilige Freundin in ihm lieber den Literaten sähe.

All das ändert sich, als er das amerikanische Starlett Barbara auf einer Beerdigung trifft und ihrer unverbindlichen Einladung, doch mal in L.A. reinzuschneien, fataler- und verliebterweise ernst nimmt, um eine Karriere als Drehbuchautor und Swimmingpool-Reinigungsfachkraft zu starten.

Der Weg in Barbaras Herz ist lang, dafür aber nicht zu knapp mit Bananenschalen und kulturellen Miss-verständnissen der größeren und kleineren Art gepflastert. Was sich so entwickelt ist eine charmante „Romantic Comedy“-Version von The Player, die die beiden unbekannten Hauptdarsteller zwar nicht vollkommen ausfüllen – sich aber auf eine Reihe exquisiter Nebendarsteller verlassen kann. Allen voran Vincent Gallo als jive-talkender Hipster und Gitarrist der Leningrad Cowboys, Johnny Depp als selbstironischer Grabstein-Poet und einer wie immer bezaubernden Julie Delpy. Allein: etwas lang geraten ist dieses „It's so L.A.“ – denkt man etwa an den 11-Meter-Gag der dicken Finnen auf MTV.Tobias Nagl

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