Amokschütze tötet acht Menschen in texanischer Kirche

■ In den Vereinigten Staaten reißt die Serie bewaffneter Amokläufe nicht ab

Washington (taz) – In der Stadt Fort Worth im US-Bundesstaat Texas hat am Mittwochabend ein Mann in einer Kirche sieben Jugendliche erschossen und anschließend sich selbst. Sieben weitere Personen wurden mit zum Teil schweren Schussverletzungen ins Krankenhaus eingeliefert. Der Amokschütze war bei Redaktionsschluss noch nicht identifiziert.

In der Kirche hatten sich rund 150 Schülerinnen und Schüler zu einer „Prayer Rally“, einer Gebetsversammlung, zusammengefunden, die der Probleme dieser Welt gedenken und zu ihrer Bewältigung Gottes Hilfe anrufen wollten. Die Gebetsstunde folgte einem bundesweiten Fahnenappell zu Beginn des Schuljahres.

Kurz nach 19 Uhr Ortszeit betrat der etwa 30-jähriger Täter die Kirche, begann sich über die Gebete der Anwesenden lustig zu machen und Obszönitäten zu rufen. Als ihn einer der Jugendlichen ansprach und ihm erklären wollte, dass auch er Jesus in seinem Leben brauche, begann der Mann um sich zu schießen. Zeugen hoben die Ruhe hervor, mit der der Täter vorgegangen sei. Mehrfach habe er sein großkalibrieges Gewehr nachgeladen. Der Schütze war schwarz gekleidet, trug Sonnenbrille und Hut und rauchte während seiner Mordtat eine Zigarette. Die Jugendlichen, die seine Beschimpfungen zunächst für einen als Parodie angekündigten Teil des Programms gehalten hatten, warfen sich unter die Kirchenbänke, um den Kugeln zu entgehen.

Die Kirche bot nach dem Anschlag ein Bild des Grauens. Wände waren blutverschmiert, auf dem Boden lagen Patronenhülsen und Metallteile, die auch Bombensplitter sein könnten. Denn zunächst war unklar, ob Bomben in der Kirche oder ihrer unmittelbaren Nähe plaziert und gezündet worden sind. Die Polizei fand Objekte, die diesen Verdacht nahelegen, und ordnete eine Evakuierung des Wohngebiets Wedgewood an, in dem die Batist Church steht. Deshalb wurden auch die Leichen zunächst nicht geborgen.

Dieses neue Massaker setzt die Serie von bewaffneten Amokläufen fort, die in den vergangenen Monaten Schlagzeilen gemacht und die Diskussion über die lockeren Schusswaffengesetze neu entfacht haben: Am 10. August verletzte in einem jüdischen Gemeindezentrum in Los Angeles ein weißer Rassist fünf Menschen und erschoss während seiner Flucht einen philippinischen Postboten. Am 5. August erschoss in Alabama ein Mann drei ehemalige Kollegen. Am 29. Juli erschoss ein enttäuschter Investor neun Börsianer, bevor er sich selbst tötete. Am 12. Juli erschoss in Atlanta ein Mann die vier Kinder einer Frau, mit der er zusammenlebte und zwei weitere Familienmitglieder, bevor er sich selbst tötete. Am 3. Juni erschoss ein Ex-Marinesoldat vier Menschen in einem Supermarkt in Las Vegas. Am 20. Mai wurden bei Atlanta sechs Schüler von einem Mitschüler angeschossen. Am 20. April massakrierten zwei Schüler 13 Mitschüler in einer Schule bei Denver. Zuvor hatte am 15. April ein Mann in Salt Lake City zwei Menschen erschossen und vier verwundet, bevor ihn die Polizei erschoss. Weitere Amokläufe könnten folgen. Peter Tautfest