Auch in Kiel lernt man nun „dass“

■ Landtag hat Volksentscheid zur Rechtschreibreform gekippt

Auch Schleswig-Holsteins Schüler werden künftig die neuen Rechtschreibregeln lernen. Der Landtag hat gestern das Ergebnis des Volksentscheids einstimmig gekippt. Der vor einem Jahr von den Schleswig-Holsteinern erzwungene umstrittene Passus, nachdem die Schüler des nördlichsten Bundeslandes wieder nach den alten Schreibregeln unterrichtet werden müssen, wurde aus dem Schulgesetz gestrichen. Die Reformgegner wollen dagegen mit einer Klage vor dem Bundesverfassungsgericht vorgehen.

Nach den Herbstferien sollen die neuen Regeln an den Schulen eingeführt werden, hatte Kultusministerin Ute Erdsiek-Rave zugesichert. Die 400.000 Schüler des nördlichsten Bundeslandes waren die einzigen im deutschsprachigen Raum, die die alten Regeln lernen mussten. Sie hatten vor dem Volksentscheid bereits Unterricht nach den neuen Orthografieregeln erhalten und mussten erneut umlernen.

Ursprünglich hatte das Parlament geplant, erst nach zwei Jahren über das Schulgesetz erneut zu beraten. Nachdem aber CDU-Spitzenkandidat Volker Rühe seiner Partei angesichts der bevorstehenden Landtagswahl im Februar eine Kehrtwende verordnete und die Isolierung des Landes in der Rechtschreibfrage beenden wollte, war der Weg für die Rückkehr zur bundeseinheitlichen Regelung frei.

Die Gegner der Rechtschreibreform hatten darauf gesetzt, dass ihr Erfolg in Schleswig-Holstein eine Signalwirkung auch auf andere Länder haben würde. Auf diesem Wege könnte die ihrer Ansicht nach unsinnige und nicht schlüssige Reform verhindert werden. Doch Schleswig-Holstein blieb allein. Das Land hat inzwischen die amtliche Schreibweise umgestellt und nur die Schulen ausgenommen.

Die Initiative „Wir gegen die Rechtschreibreform“ protestierte gestern gegen die Entscheidung des Landtages. Abgeordnete dürften sich nicht über den Willen des Volkes hinwegsetzen, kritisierten sie. Schleswig-Holstein sei bisher „die einzige noch verbliebene feste Insel der Vernunft, während die anderen Bundesländer derzeit im Sumpf der Unsicherheit versinken“. lno