Exklusiver Wohnraum im Bremer Übermaß

■ Leerstände in Bremen: Experten zweifeln, ob sich Villen am Stadtwerder gut verkaufen lassen

Wird ein bebauter Stadtwerder zur Schlafstadt wie der Teerhof?

Anfang der 90er Jahre wurde der Teerhof als exklusives Wohngebiet errichtet. Schicke Wohnungen für finanzstarke SeniorInnen in zentraler Lage wollte man vermarkten, im festen Glauben, dass viele Alte vom Land weg in die Stadt zurückziehen würden.

Damals lagen die Kaufpreise noch höher als heute. Auch deshalb gab es über viele Jahre hinweg Leerstände, sagen Insider. Zudem seien einige der besten Wohnungen lange zurückgehalten worden, um auf zahlungskräftigere Interessenten zu warten.

6.000 Mark sollte der Quadratmeter Teerhof-Eigentum anfangs kosten. Das war für viele KäuferInnen kaum zu realisieren; mittlerweile sind die Preise für Bremer Toplagen allgemein auf maximal 5.000 Mark gesunken. Auch am Teerhof sollen die meisten Objekte schließlich für unter 5.000 Mark je Quadratmeter weggegangen sein.

Die wenigsten davon gingen aber an Senioren - „das Volumen der Zielgruppe hat man einfach überschätzt“, heißt es. Unterschätzt habe man dagegen die schwierigere Vermarktung für Wohnobjekte „links der Weser“. Denn die umworbene Klientel, die alte Bremer Kaufmannschaft, wohne traditionell eben auf der rechten Weserseite.

Auch anderswo ist teurer Wohnraum derzeit nur schlecht loszuschlagen: Am Weidedamm wurde, in direkter Nachbarschaft zum Bürgerpark, ein Parzellengebiet zugebaut. Ein Teil der alternativen ParzellenbewohnerInnen siedelt heute in Lesum, ist aber auch dort von Vertreibung bedroht. Immobilienmakler schätzen derweil, dass der Leerstand im Weidedamm III heute rund 30 Prozent beträgt. In Bremen habe man in der Hoffnung auf Bevölkerungszuwachs lange Jahre „stur weitergebaut“. Die Folge: Überkapazitäten, mit denen die Branche heute zu kämpfen hat.

Vor diesem Hintergrund wären, aus Maklersicht im Fall einer Bebauung des Stadtwerders, dort freistehende Supervillen am leichtesten zu vermarkten. Nach dem Motto „wenn schon, denn schon“, finden sie zugleich, dass am besten das gesamte angrenzende Parzellengebiet gleich mit erschlossen werden soll. Denn dass dort in zehn Jahren ebenfalls gebaut wird, steht für Insider so gut wie fest. pipe