Linke Projekte zwischen Renaissance und Totentanz

■ Der politische Förderfonds „Netzwerk“ steht ohne Unterstützung kurz vor dem Ende

Beim politischen Förderfonds „Netzwerk“ herrscht Krisenstimmung. „Seit über zehn Jahren drehen wir uns im Kreis“, sagt Netzwerk-Mitarbeiter Peter Finger. „Es zahlen immer weniger Leute immer weniger Geld ein und irgendwann stellt sich natürlich die Frage, ob das Projekt heute überhaupt noch trägt.“

Das Netzwerkprinzip: Die Vereinsmitglieder spenden an den Förderfond, der das Geld dann an politische Projekte und Initiativen umverteilt. Nimmt man das Netzwerk – einst wichtige Institution für die links-alternative Polit- und Projekteszene West-Berlins – als Gradmesser für den Zustand dieser Szene, steht es schlecht um sie. Während seiner Hochzeiten Anfang der achtziger Jahre hatte der Verein in Berlin über 2.000 Mitglieder und schüttete pro Jahr 500.000 Mark aus. Heute zählt er dagegen nur noch knapp 800 Mitglieder mit stetig fallender Tendenz. „Die 68er zahlen wenigstens noch eine Art Ablass, wenn sie gut verdienen und und nicht mehr selbst aktiv sind“, sagt Finger. Bei den Jüngeren bleibe auch die finanzielle Unterstützung aus.

Der Politikprofessor Peter Grottian ist der Ansicht, den Projekten fehle heute zweierlei: die gesellschaftliche Auseinandersetzung und der Nachwuchs. „Junge Leute verbinden keine persönliche und politische Perspektive mehr mit solchen Projekten. Dem ganzen fehlt das Flair von Bewegung.“ Ausnahmen seien die Antifa- und die Schwulenbewegung. Grottian will allerdings nicht vom Projektesterben sprechen: „Das ignoriert die Vielfalt, die in Berlin existiert.“

Diese Vielfalt bringt Klaus Esche in regelmäßigen Abständen zu Papier. Er gibt seit 1978 das „Stattbuch“ heraus, ein Adressenverzeichnis durch das alternative Berlin. Die 6. Ausgabe ist gerade erschienen. Das Angebot darin hat sich verschoben: „Heute sind es viel mehr Kultur-, Therapie- und Beratungsprojekte“, sagt Esche.

Rein statistisch gesehen hat sich seit der ersten Ausgabe nicht viel verändert. „Es sind immer 3.000 bis 3.500 Adressen“, sagt Esche, „das ist relativ konstant.“ Doch im neuen Stattbuch sind auch Einrichtungen, die nicht selbstverwaltet, sondern kirchlich oder staatlich organisiert sind. Sabine am Orde