Türkische Medienschau

Das Erdbeben und seine Folgen beschäftigt noch immer die türkischen Medien.

Ungeheuerliches Geständnis

So lautet die Headline der Hürriyet: „Ungeheuerlich. Nach dem Erdbeben war die gesamte Telekommunikation in der Türkei zusammengebrochen. Sogar Ministerpräsident Ecevit hatte kein Telefon. Und was erfahren wir heute? Alle Satellitentelefone, die die Krisenstäbe bekommen, schlummern noch in ihren Depos!“ (17. 9. 1999)

Tag der Schakale

So die Schlagzeile der Sabah: „Im Erdbebengebiet geht es ziemlich wild zu. Die Trümmer von eingestürztenHäusern werden ausgeplündert. Die gespendeten Lebensmittel gestohlen und auf dem schwarzen Markt verhökert. Sogar die WCs werden gestohlen. Es gibt niemanden, der Einhalt gebietet. Wo ist die Staatsmacht? Die Erdbebenopfer, die in Zelten leben, schützen sich mit Knoblauchzehen, die sie um ihre Zelte streuen ...“ (17. 9. 1999)

Hilfe! ... Hilfe!

So lautet die Überschrift der Deutschlandseite von Sabah: „Die Spendengelder schlummern auf Bankkonten. Die Erdbebenopfer versinken im Elend. Auf dem Konto des DRK befinden sich 27 Millionen DM; 12 Millionen auf dem des Diakonischen Werks; 15 Millionen DM auf dem Konto der Caritas ... Während die Erdbebenopfer das pure Elend erleben, warten die Millionenhilfe auf den Bankkonten. Der Winter naht ...“ (17. 9. 1999)

Hilfloses Warten

So die Headline der Türkiye: „Es gibt immer noch Erdbebenopfer, die keine Zelte bekommen haben. Die Hilfen aus In- und Ausland werden immer weniger. Die Menschen haben Angst davor, den Winter im Freien verbringen zu müssen. Staatspräsident Demirel sagt, dass die Lawinen der Hilfen in den ersten Tage vom stupiden Bürokratismus verschreckt wurden und immer weniger werden.“ (17. 9. 1999)

Beben in den Köpfen

So zitiert Hürriyet den französischen Europaabgeordneten Daniel Cohn-Bendit: „Cohn-Bendit kam nach Ankara und sprach mit Mitgliedern des türkischen Parlaments. Er sagt, dass sogar die ehemals europafeindliche, nationalistische MHP nun umdenke und das ein enormer Fortschritt sei ... Er sagte weiterhin, dass er durch türkische Abgeordneten den Eindruck gewonnen hätte, dass Öcalan nicht hingerichtet werde ... Das Erdbeben habe auch es auch in den Köpfen zum Beben gebracht.“ (17. 9. 1999)

Zusammengestellt von Bülent Tulay