Eine Krone für den Breitscheidplatz

■  Gestern stellte der Architekt Christoph Langhof die Pläne für einen 118 Meter hohen Turm vor. Das Schimmelpfenghaus wird abgerissen, „Manhattan“ ist aber nicht in Sicht

Da eine Glasfassade nichts anderes als eine Energieschleuder sei, so Langhof, werde es wohl auf eine Lochfassade hinauslaufen

Lange Zeit nur ein Planspiel, nimmt die Hochhausplanung in der City-West langsam Gestalt an. Gestern stellte der Architekt Christoph Langhof gemeinsam mit dem Investor Itag den Entwurf für ein 118 Meter hohes Gebäude am Breitscheidplatz vor. Zusammen mit dem geplanten Turm des Architekten Christoph Mäckler soll es an der Stelle der überbauten Kantstraße die neue Visitenkarte der City-West markieren.

Nicht mehr und nicht weniger als die Entwurfsgeschichte des Hochhauses reklamierte Langhof für seinen aus sieben „Modulen“ zusammengesetzten Turm. Markenzeichen des „filigranen Dings“ sei eine „Krone“ in Gestalt eines Würfels. Schließlich wollte er das Gebäude nicht einfach abschneiden, sondern sich an den historischen Vorbildern, etwa dem Ritz-Gebäude in New York orientieren, sagte Langhof. Weitaus verhaltener äußerte sich der Architekt allerdings zur Fassadengestaltung. Da eine Glasfassade wegen ihrer Eigenschaft als „Energieschleuder“ nicht in Frage komme, werde es wohl auf eine „Lochfassade“ hinauslaufen. Zur konkreten Materialität konnte er allerdings nichts sagen. Das werde sich im weiteren Verlauf des Planungsprozesses ergeben.

Der ist mit dem Beschluss des Senats zum „Planwerk Innenstadt“ allerdings konkreter geworden. So wurde in Übereinstimmung zwischen Stadtentwicklungssenator Peter Strieder (SPD) und Bausenator Jürgen Klemann (CDU) beschlossen, den Denkmalschutz für das über die Kantstraße gebaute „Schimmelpfenghaus“ aufzuheben. Begründung: Mit dem Bau der Hochhäuser zu beiden Seiten der Kantstraße werde eine „wesentliche städtebauliche Qualitätsverbesserung“ erreicht. Um diese Übereinkunft auch gegenüber dem Bezirksamt Charlottenburg durchzusetzen, hat der Senat einen „vorhabenbezogenen Bebauungsplan“ eingeleitet, der nach Auskunft von Itag-Chef Hans Herr im nächsten Jahr unterschriftsreif sein soll. Mit dem Baubeginn für das 400 Millionen Mark teure Vorhaben, zu dem neben dem Turm auch ein Büro- und Geschäftshaus am Breitscheidplatz sowie ein spitzwinkliges Gebäude auf der anderen Straßenseite gehört, rechnet Herr für Anfang 2001. Zwei Jahre später soll das „Focus“ genannte Ensemble mit einer Bruttogeschossfläche von 40.000 Quadratmetern dann fertig sein.

Ganz im Gegensatz zur Investorengemeinschaft aus Brau und Brunnen sowie der Botag, die den Baubeginn für das benachbarte Hochhaus von Christoph Mäckler immer wieder hinausschiebt, rechnet Herr mit einem stabilen Markt für Büroflächen in der City-West. Man verhandele bereits mit mehreren Interessenten, sagte der Itag-Chef und wies darauf hin, dass unter den derzeitigen Neubauprojekten in der City-West nur das „Victoria-Hochhaus“ hinterm Kranzler neue Büroflächen schaffe.

Von einem „Manhattan in der City-West“ will Herr allerdings nichts wissen. In der Tat ist die Hochhauslandschaft, die der Architekt Christoph Mäckler in sein städtebauliches Gutachten im Auftrag von Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit zeichnete, eher Wunsch als konkreter Plan. Gleichwohl wird sich mit dem Bau der beiden Türme am Breitscheidplatz der Charakter der City-West deutlich verändern. Und das ist durchaus so gewollt. Schließlich soll der Ort, an dem laut Itag „Leerstand, Billigangebote und ein problematisches Umfeld den Alltag bestimmen“, wieder aufgewertet, oder, wie es einer der Autoren des Planwerks gesagt hat, „aufgeräumt“ werden. Uwe Rada