„Ohne erhobenen Zeigefinger“

■ Im Theater in der Basilika inszeniert Wolfgang Göldner das Jugendtheaterstück Das Herz eines Boxers von Lutz Hübner

Die Ingredienzen riechen erst mal nicht wenig nach Lehrstück: Ein anstrengender Pubertierender, der weder Freunde noch Freundin hat, dafür aber klaut, lernt in einem Altersheim einen rüstigen Opa kennen, der früher einmal Boxer war. Das eher unfreiwillige Zusammentreffen bringt drastische Veränderungen für beide mit sich. Junger und alter Mann lernen voneinander, eine tiefe Freundschaft entwickelt sich.

Doch Das Herz eines Boxers trägt keineswegs so dick auf, wie der Plot vermuten lässt. Seit der Uraufführung im Gripstheater 1996 erfreut sich das Kammerspiel von Lutz Hübner auf vielen Bühnen Deutschlands größter Beliebtheit – und auch Basilika-Chef Gunnar Dreßler lockte der Ritt auf dem Goldesel. Dabei betrachtete er den Text gar nicht gezielt unter dem Stichwort „Jugendarbeit“: „Ich fand das Stück einfach gut“, meint er zu seiner Entscheidung, erstmal überhaupt einen Stoff, der in erster Linie für Jugendliche gedacht ist, auf seine Bühne in der Borselstraße zu bringen.

Vergangenes Jahr gewann die Komödie den deutschen Jugend-theaterpreis. Die Jury überzeugte unter anderem, dass die beiden Figuren einander bei der Verwirklichung ihrer Träume helfen – und zwar „ohne karitatives Motiv“. Ein Aspekt, der es Regisseur Wolfgang Göldner besonders angetan hat: Schließlich dürfe man sich die Geschichte nicht so vorstellen, dass ein sozial gestörter Jugendlicher (Kai Niemann) einen apathischen, hilflosen Alten (Georg Troeger) aufs Gemeinste piesackt. Beide haben ihre Macken, die den Respekt des anderen verdienen. „Es ist eine Geschichte ohne erhobenen Zeigefinger“, betont Göldner.

Neben der Freundschaft geht es natürlich um den Generationenkonflikt; Das Herz eines Boxers ist also weder eine reines Jugendstück noch lediglich eine Angelegenheit unter Männern. Und bis auf die Hackordnung in der machoverseuchten Clique finden sich in den dargestellten Konflikten, so Intendant und Regisseur, auch Mädchen wieder: Schon jetzt haben ganze Schulklassen ihren Besuch angekündigt. Liv Heidbüchel

Premiere: Mittwoch, 29. September, 20 Uhr, Theater in der Basilika