Bombenstimmung in Hamburg

Die Entschärfung der größten jemals in der Stadt gefundenen Bombe legte Hamburg gestern stundenlang lahm. Mehrere Stadtteile evakuiert  ■ Von Peter Ahrens

Ein ganz langweiliger Nachmittag. Bombenentschärfen, das klingt nach Dramatik, nach Nervenkitzel, nach Salto Mortale. In Wirklichkeit ist das Kaffee trinken und an Keksen knabbern im Pressezentrum in der Feuerwache Veddel.

Bevor es ans Entschärfen geht, werden die 50 Journalisten im Autokonvoi zum Fundort der Bombe in den Freihafen gekarrt. Das Fundstück: ein unansehnliches graues Ding, das halb aus unansehnlich grauem Hafenwasser herausguckt. „Optisch ist das richtig scheiße“, mault der Mann vom Fernsehen. Also wird ersatzweise Innen-Staatsrat Wolfgang Prill gefilmt, wie er sich mit Sprengmeister Peter Voss über digitale Fotokameras unterhält. Immerhin ist da noch Peter Godes vom Kampfmittelräumdienst, der in die Mikros sagt, dass die Zünder „in desolatem Zustand“ seien. „Also gefährlich?“ echot die Presse. „Naja, ungefährlich ist das nie.“ „Also gefährlicher als sonst“, folgert der Interviewer zufrieden. Weil die Zeit drängt und sich sonst auch nichts tut, geht es nach 10 Minuten wieder zurück zur Veddeler Wache. Da wird weiter gewartet. Die Entschärfung beginnt kilometerweit weg – „wir müssen halt warten, bis es bumm macht. Wenn das Ding hochgeht, hören wir das schon“, vertröstet einer der Feuerwehrleute. Aber außer ein paar Türen knallt gar nichts. Zur Abwechslung taucht zwischendurch Innensenator Hartmuth Wrocklage auf, sagt, dass wir alle Geduld haben müssen und er erfahrene Männer vor Ort habe. Um 18.45 sind alle Kekse aufgegessen und die Nachricht kommt: Die drei Zünder sind entschärft. Der Innensenator spricht: „Ich bin erleichtert.“ Dann gehen alle nach Hause. Keine Bombenstory.

Wegen der Entschärfung der britischen Fliegerbombe war gestern Nachmittag die Hansestadt weitgehend lahmgelegt. Ab 17 Uhr sollten im Umkreis von zweieinhalb Kilometern um den Bombenfundort im Kaiser-Wilhelm-Hafen alle BewohnerInnen aus Sicherheitsgründen in ihren Häusern bleiben. Teile von Wilhelmsburg und Veddel, Altona und St. Pauli südlich von Königstraße, Reeperbahn und Ost-West-Straße wurden voll gesperrt. Die A7 zwischen Moorburg und Bahrenfeld und die Köhlbrandbrücke blieben autofrei, der gesamte Freihafen wurde samt Schiffen evakuiert, der Bus- und Bahnverkehr am Hafenrand wurden eingestellt. Kurz vor 19 Uhr wurden die Sperrungen aufgehoben.