Der Hauptstadt-Stau

■ Bis Montag ist das Brandenburger Tor autofreie Zone. Die S-Bahn fährt weiter

Zu Wochenbeginn nächtigte der israelische Ministerpräsident Ehud Barak im Hotel Adlon. Am Sonntagnachmittag werden auf dem Pariser Platz im Rahmen der Asien-Pazifik-Wochen etwa 2.500 Teilnehmer der „Japan-Parade“ marschieren. Und am Sonntagmorgen wollen auch noch über 20.000 Marathon-Läufer durchs Brandenburger Tor joggen.

Und was macht der Berliner? Er steht Unter den Linden im Stau. Denn das Brandenburger Tor ist seit Montag für den Autoverkehr geschlossen und wird es auch mindestens bis kommenden Montag bleiben. Erst sperrte die Polizei den Pariser Platz weiträumig ab, um Ehud Barak zu schützen. Danach nutzte der VW-Konzern den vorübergehend autofreien Platz, um ausgerechnet die Fertigstellung des hundertmillionsten Volkswagens zu feiern. Und nun müssen, weil sich um das Berliner Wahrzeichen nicht nur die Autos, sondern auch die Veranstaltungen stauen, Bühnen aufgebaut werden, die einerseits einen schönen Blick auf die „Japan-Parade“ garantieren, andererseits aber den Marathon-Läufern nicht im Weg stehen. Das aber braucht Zeit.

Die Verkehrsverwaltung des Senats verlangt Geduld: Die Berliner müssten sich an den Stau gewöhnen. Sprecherin Petra Reetz verkündete: „Wir sind Regierungssitz.“ Damit die armen Autofahrer auch danach nicht aus der Stauübung kommen, hat die ÖTV für Montag eine Großdemonstradtion durch Mitte für den Erhalt kommunaler Betriebe angekündigt. Erst dann heißt es für ein paar Tage „Freie Fahrt“ durch das beliebte Tor. Doch schon am ersten Oktoberwochenende stoppt der traditionell langweilige Festumzug zum Tag der deutschen Einheit die Freiheit der Motorisierten.

In Planung ist zudem eine ZDF-Fernsehshow vom Pariser Platz. Autofahrer können das Spektakel mit Hilfe tragbarer TV-Geräte genießen. Oder unter die Erde gehen. Denn egal was am Pariser Platz passiert, die S-Bahn rauscht drunter weg. Gereon Asmuth