Die Autofahrer Europas sollen umsatteln

■ Neue EU-Umweltkommissarin will aus Autofahrern begeisterte Radfahrer machen

Die Idee stammt aus Frankreich: Vor einem Jahr regte die grüne Umweltministerin Dominique Voynet an, mit einem europaweiten „autofreien Tag“ auf Verkehrs- und Umweltprobleme in Europas Ballungszentren aufmerksam zu machen. Inzwischen werden die französische Initiative und entsprechende Aktionen in anderen Ländern der europäischen Union aus Kommissionsmitteln unterstützt.

Das Life-Programm ist mit einer Million Euro im Jahr ausgestattet und fördert Umweltprojekte in der Europäischen Union und den Beitrittsländern. Unter anderem werden zu jeweils 50 Prozent die alternativen „Energieagenturen“ in Frankreich und Italien, die Initiative „Autofreie Städte“ in Besançon, lokale Netzwerke und die deutsche Organisation „Klimabündnis“ kofinanziert. Life finanziert auch eine Studie über die Radwegenetze in vier zypriotischen Städten: Nikosia, Larnaka, Limassol und Paphos.

Anlässlich des ersten europaweiten „car free day“ stellte die neue Umweltkommissarin, die Schwedin Margot Wallström, ein Handbuch für Kommunen vor, das unter ihrer Vorgängerin Ritt Bjerregaard konzipiert wurde. Darin wird interessierten Gemeinden geraten, zunächst eine neue Ganztagsstelle für einen Fahrradbeauftragten zu schaffen – ein Vorschlag, der angesichts der Kassenlage zumindest bei deutschen Kommunen wenig Begeisterung auslösen dürfte.

Außerdem listet das Heft Argumente auf, die einen Meinungsumschwung hin zu umweltfreundlichen Transportmitteln bewirken sollen. So haben Verkehrsmessungen ergeben, dass im Stadtverkehr im gleichen Zeitraum siebenmal mehr Personen eine Stelle passieren können, wenn sie Fahrräder statt Autos benutzen. Für umweltbewusste Fußgänger und Straßenbahnnutzer sieht die Bilanz noch besser aus: Der Verkehrsfluss verzehnfacht sich.

Medienkampagnen, die solche Argumente herausstellen, sind aber, wenn man der Broschüre glaubt, in Europa überflüssig: Schon jetzt sind laut Umfragen 83 Prozent der Europäer dafür, die öffentlichen Verkehrsmittel gegenüber Privatwagen bevorzugt zu behandeln. 73 Prozent wollen eine Vorzugsbehandlung des Fahrrads gegenüber dem Auto.

An der chaotischen und umweltschädigenden Verkehrssituation in Europas Ballungszentren hat der Bewusstseinswandel bislang nichts geändert. Im vergangenen Jahr wurden an 24 Tagen kritische Ozonwerte gemessen, 17 Prozent der EU-Bevölkerung sind ständig gesundheitsschädigendem Verkehrslärm von mehr als 65 Dezibel ausgesetzt. In den Beitrittsländern muss sogar die Hälfte der Bevölkerung mit solcher Lärmbelastung leben.

Daniela Weingärtner, Brüssel