Spiel's noch einmal, Company

■ Die Shakespeare Company hat fast alle Stücke ihres Hausautors inszeniert. Jetzt bringt sie gleich drei Neufassungen heraus

Die Bremer Shakespeare Company – das ist unendlich viel Shakespeare in auch schon fast unendlich langen 16 Jahren. Beinahe alle, zumindest aber fast alle großen Werke des Hausautors hat das 1983 gegründete Kollektiv schon inszeniert. Deshalb war es nur eine Frage der Zeit, wann sich die Company an eine zweite Lesung wagt. Nach einem Fremdgang zu Tschechow in der vergangenen Spielzeit kommt diese zweite Lesung in der neuen Saison nicht nur langsam, sondern geradezu gewaltig: Mit „Was ihr wollt“ (Premiere Dezember 1999), „König Lear“ (Premiere Januar 2000) und „Der Sturm“ (Premiere Mai 2000) inszeniert die Company gleich drei große Shakespeare-Werke zum zweiten Mal.

„Im Ensemble arbeitet inzwischen die zweite oder dritte Generation“, sagt Company-Sprecherin Renate Heitmann und schließlt jede Wiederholungsgefahr aus. Tatsächlich gehören nur noch die von ihrem Ein-Jahres-Trip nach London und Toronto zurückgekehrten MitgründerInnen der Company, Dagmar Papula und Norbert Kentrup, dem Ensemble an. Außerdem hat die Company Shakespeare vor allem in den Anfangsjahren ziemlich zeitgeistig übersetzt, so dass allein die Neuübertragung eine andere Sichtweise auf den Stoff bietet. Und schließlich hat das Ensemble für die drei großen Inszenierungen der neuen Saison Regisseurinnen engagiert, was – wenn's stimmt mit der weiblichen Ästhetik – auch einen neuen Dreh bieten dürfte.

Das größte Projekt ist die Neuinszenierung des schillernden Alterswerkes „Der Sturm“. In Kooperation mit der indischen Annette-Leday-Company wollen Pit Holzwarth (Regie) und Annette Leday (Choreographie) die Geschichte des verbannten Prospero als Analogie auf den Kolonialismus inszenieren und dabei indische und europäische Theaterformen aufeinanderrasseln lassen. Mit Bordmitteln und Gastregisseurinnen bringt die Company die anderen beiden Stücke auf die Bühne. Silvia Armbruster studiert „King Lear“ ein und Vera Sturm zeichnet für die Neufassung von „Was ihr wollt“, die nicht in eigener Übersetzung, sondern in der Thomas-Brasch-Fassung gespielt wird. Das vierte Projekt ist eine Kooperation mit der Kammerphilharmonie: In halb-konzertanter Fassung führen Orchester und Company Mendelssohn Bartholdys „Sommernachtstraum“ auf (Premiere April 2000).

Ansonsten: Tschechow hat nach Heitmanns Auffassung auch in der Company-Spielweise funktioniert und war wohl keine Eintagsfliege. Dagmar Papula freut sich auf die Weiterarbeit in dedr Dramatikerwerkstatt und gemeinsam mit Norbert Kentrup auf die Wiederaufnahme von „Timon von Athen“ am 9. Oktober. Die zum Verkauf angebotenen Theaterstühle sind fast alle an Mann, Frau oder Firma gebracht, was 69.000 Mark in die Kasse schwemmte. Gegen einen möglichen Einzug des Jungen Theaters in die Schwankhalle wird nicht protestiert. Denn auf die Frage „Was wollt ihr?“ würde die Company nur eins antworten: Auf den Teerhof, wo auch das Tanzfilminstitut hin will (vgl. taz vom 23.9.) und die Kammerphilharmonie nicht mehr hin soll, weil für sie viel Geld in das Waldau-Theater gesteckt wurde. Das Teerhof-Grundstück ist jedenfalls ausgeschrieben, und der von Kultursenator Bernt Schulte (CDU) zeitweise favorisierte Umbau der „Umgedrehten Kommode“ wurde als buchstäbliches Jahrhundertprojekt bis auf weiteres wieder zu den Akten gelegt. ck