Künftig soll grüner Strom in graue Amtsstuben kommen

■ Ab 2001 soll der Ökostrom-Anteil in öffentlichen Gebäuden kontinuierlich steigen

Die rund 6.000 öffentlichen Gebäude Berlins sollen künftig „grünen“ Strom beziehen. Das hat das Abgeordnetenhaus am späten Donnerstagabend nahezu einstimmig beschlossen. Der Senat wird aufgefordert, künftig nur Strom einzukaufen, der zu mindestens 40 Prozent aus Kraftwerken mit Kraft-Wärme-Kopplung (KWK) stammt. Zusätzlich soll der Strom ab 2001 zu 5 Prozent aus erneuerbaren Energiequellen kommen. Dieser Anteil soll dann jährlich um 2 Prozentpunkte steigen. Ein Drittel davon muss aus Berliner Solarstromanlagen stammen.

Sollte der Vorstoß des Abgeordnetenhauses verwirklicht werden – der Senat müsste dem zustimmen – könnten hunderte Arbeitsplätze bei der Bewag gesichert werden. Der Grund: Der Beschluss schützt den umweltverträglichen KWK-Strom der Bewag. Immerhin rund 10 Prozent des Stromverbrauchs in Berlin gehen auf das Konto öffentlicher Einrichtungen.

Auch die vor sich hin dümpelnde Solarbranche der Stadt profitiert von dem Beschluss. Sollte die politisch gewollte Solarstromquote Wirklichkeit werden, müssten nach 2001 Fotovoltaik-Anlagen mit einer Leistung von mehreren Megawatt neu gebaut werden. Die Gesamtkapazität der Sonnenstromanlagen liegt derzeit bei 1,5 bis 2 Megawatt. Kein Wunder, dass die Berliner Solarstromwirtschaft den Beschluss als einen gewaltigen Erfolg feiert.

Hartwig Berger, umweltpolitischer Sprecher der Grünen-Fraktion, ist etwas skeptischer: „40 Prozent KWK-Strom sind mir zu wenig“, sagt er. Allerdings sei ein solcher Beschluss besser als gar keiner. Im Übrigen komme es darauf an, den Beschluss im Senat auch umzusetzen. „Die Stunde der Wahrheit schlägt auch hier am 10. Oktober“, sagt Berger. Auch der Berliner Bund für Umwelt und Naturschutz (BUND) kritisiert den Beschluss. Darin werde der Bezug von Atomstrom nicht ausgeschlossen, so eine Sprecherin. Richard Rother