SPD-Absturz an Rhein und Ruhr geht in Gleitflug über

■  Grüne Anne Lütkes scheitert in Köln an CDU-Mann Harry Blum. Im Ruhrgebiet können die Sozialdemokraten doch noch knapp siegen. SPD-Landeschef Müntefering: „Wir gehen nicht in die Knie, nicht in den Staub“

Berlin/Köln (taz) – Die SPD ist in Nordrhein-Westfalen noch einmal mit einem blauen Auge davongekommen. Bei den Stichwahlen für die Oberbürgermeister konnten die Sozialdemokraten viele Großstädte, darunter Dortmund, Wuppertal, Bottrop und Herne, halten. Auch in Bonn bleibt Bärbel Dieckmann (SPD) Oberbürgermeisterin. In Düsseldorf hat dagegen Joachim Erwin (CDU) die Wahl gewonnen. In Gelsenkirchen setzte sich der CDU-Kandidat Wittke mit 50,1 Prozent gegen Klaus Haertel (SPD) durch.

In Köln hat es für Anne Lütkes von den Grünen nicht gereicht. Dort, wo der SPD-Kandidat Klaus Heugel wegen illegaler Aktiengeschäfte gar nicht mehr in die Stichwahl kam, wird künftig ein CDU-Mann regieren. Harry Blum errang 54,8 Prozent der Stimmen, die Christdemokraten stellen damit erstmals seit 43 Jahren wieder den Oberbürgermeister in der Domstadt. Lütkes erhielt immerhin beachtliche 45,2 Prozent. Die Grüne steigerte sich damit in der Stichwahl um 13 Prozent, während Blum um 7 Prozent zulegte. Einen „irren Erfolg für eine grüne Kandidatin“ nannte Lütkes das Ergebnis. Erst wenige Tage zuvor hatte die SPD sich dazu entschieden, die Grüne bei der Stichwahl zu unterstützen.

In Dortmund erreichte die SPD gestern einen klaren Erfolg. Ihr Kandidat Gerhard Langemeyer erreichte 52,2 Prozent, CDU-Gegenkandidat Geers, der bei der ersten Wahl noch vorn gelegen hatte, kam auf 47,8 Prozent. In Bottrop verteidigte der amtierende SPD-Oberbürgermeister Ernst Löchelt sein Amt klar. Er erhielt knapp 54 Prozent. In Mülheim/Ruhr gewann der SPD-Kandidat Thomas Schröer mit nur 33 Stimmen Mehrheit, in Bochum erklomm Ernst-Otto Stüber (SPD) den OB-Sessel.

Der SPD-Landesvorsitzende und Bundesgeschäftsführer Franz Müntefering äußerte sich erleichtert über das Abschneiden seiner Partei. „Die Sozialdemokraten in Nordrhein-Westfalen gibt es noch“, sagte er in der Düsseldorfer Parteizentrale. „Die Partei ist marschiert, die SPD hat die Herausforderung angenommen, und sie kommt wieder.“

„Wir gehen nicht in die Knie, nicht in den Staub“, sagte Müntefering. CDU-Landeschef Jürgen Rüttgers sah das ganz anders: „Es ist ganz klar, die CDU ist die Nummer eins im Ruhrgebiet.“

Bei Kommunalwahlen in Bremerhaven gelang der SPD ein Erfolg. Die Partei konnte 12 Punkte dazugewinnen und erreichte 42 Prozent. Die CDU kam auf 39 Prozent (plus 2), die Grünen verloren 5 Prozent und erreichten nur noch 6,4 Prozent. Die DVU kam auf 5,2 Prozent. klh