Taxifahrer contra Polizeigewerkschaftsfunktionär

■ Schwere Vorwürfe gegen GdP-Sprecher Klaus Eisenreich: Er soll in angetrunkenem Zustand einen Taxifahrer als „blödes Ostschwein“ beschimpft haben

Der Geschäftsführer und Sprecher der Gewerkschaft der Polizei (GdP), Klaus Eisenreich, ist bei der Presse beliebt dafür, dass er kein Blatt vor den Mund nimmt. Aber wenn die Vorwürfe zutreffen, dann ist der Geschäftsführer diesmal weit über das Ziel hinausgeschossen. Nach Angaben der Polizei liegt gegen Eisenreich eine Strafanzeige wegen Beleidigung vor. Am 8. September soll er einen Taxifahrer als „blödes Ostschwein“ betitelt haben. Außerdem soll er mehrere Wachschützer beschimpft haben, die laut Polizei bislang aber keine Strafanzeige erstattet haben.

Auf Nachfrage der taz war Eisenreich gestern zu keiner Stellungnahme bereit. Er wolle zunächst mit seinem Anwalt sprechen und Akteneinsicht nehmen, sagte er. In ersten Stellungnahmen nach dem Bekanntwerden der Vorwürfe hatte Eisenreich die Beleidigung des Taxifahrers bestritten: „Das ist nicht mein Vokabular.“ Bei den Wachschützern habe er sich entschuldigt.

Der Vorfall war erst am Wochenende publik geworden. Zeitungsberichten zufolge hatte sich Eisenreich am 8. September nach einer privaten Feier angetrunken in eine Taxe gesetzt, um nach Hause zu fahren. Unterwegs soll er mit dem Fahrer über Fahrtroute und Preis in Streit geraten sein und diesen dabei als „blöden Idioten“, „Arschloch“ und „blödes Ostschwein“ beschimpft haben.

Das Taxi befand sich zu dem Zeitpunkt offenbar in der Nähe des Wohnsitzes des Regierenden Bürgermeisters Eberhard Diepgen. Der Fahrer habe angehalten und die vor dem Diepgens Haus postierten Objektschützer eingeschaltet. Auch diese soll Eisenreich mit den Worten, sie seien „viel zu klein, um ihn zu befragen“, beschimpft haben. Die Wachschützer hätten daraufhin eine Funkstreife zu Hilfe gerufen. Nunmehr soll Eisenreich gänzlich außer sich geraten sein und in Richtung der Beamten gedroht haben, er werde ihnen die Beine weghauen, dass ihnen Hören und Sehen vergehe.

Mit 19.500 Mitgliedern ist die GdP die größte und einflussreichste Polizeigewerkschaft in Berlin. Ihr Vorsitzender Eberhard Schönberg wollte sich gestern nicht zu dem Vorfall äußern. Im Februar 1996 musste der damalige GdP-Vorsitzende seinen Hut nehmen, weil er betrunken Auto gefahren war und einen Unfall verursacht hatte. Aus GdP-Kreisen verlautete gestern jedoch, dass bei Eisenreich schon deshalb kein Grund für einen Rücktritt bestehe,weil er Angesteller sei und kein politisches Amt bekleide.

Der innenpolitische Sprecher der Grünen, Wolfgang Wieland, sagte: „Auch für Eisenreich gilt erst mal die Unschuldsvermutung.“ Wenn er die Sätze wirklich so gesagt habe und deshalb gehen müsse, täte ihm das „sehr leid“, weil Eisenreich „einer der „vernüftigsten Leute“ in der Polizeigewerkschaft sei.

Der SPD-Abgeordnete Hans-Georg Lorenz vermutete, dass Eisenreich „furchtbar erregt“ gewesen sein müsse, wenn er die Beleidigung wirklich geäußert habe. „Solche Worte entsprechen überhaupt nicht seiner Überzeugung. Das hätte er mir nicht verheimlichen können“, sagte Lorenz, den mit Eisenreich nicht nur das gleiche Parteibuch, sondern auch ein freundschaftliches Verhältnis verbindet. Plutonia Plarre