Aufräumen am Breitscheidplatz

■  Wettbewerb zur Neugestaltung der City-West um Gedächtniskirche ausgelobt. Freifläche wird entrümpelt, Autotunnel geschlossen. Obdachlose und Fixer sollen vertrieben werden

Das Land Berlin macht sich zum Platzwart der Investoren am Breitscheidplatz. Damit die geplanten Hochhäuser an der Kantstraße und der Hardenbergstraße ein schickes – und „sauberes“ – Entree erhalten, haben die Senatsverwaltungen für Stadtentwicklungen sowie für Bauen und Verkehr einen Wettbewerb zur Umgestaltung des Breitscheidplatzes ausgelobt. Ziel des Freiraumkonzepts ist es, neben der Schließung des Autotunnels den öffentlichen Raum rund um die Gedächtniskirche großflächig und ebenerdig anzulegen.

Abgerissen werden sollen insbesondere die von Obdachlosen und der Drogenszene genutzten Sitznischen und das lange Hochbeet. Außerdem ist vorgesehen, die Pflastersteine zu reinigen und das gesamte „Platzmobiliar“ zu erneuern. Nach Ansicht von Almuth Jirku, die den Wettbewerb im Hause Strieder vorbereitet hat, soll dadurch „eine Verbesserung der Aufenthaltsqualität und eine größere Transparenz des Breitscheidplatzes erreicht werden“.

Für die Realisierung schätzt Jirku Kosten in Höhe von 3 bis 6 Millionen Mark. Der Gewinner der Auslobung, an der 7 Planungsteams teilnehmen, soll im Dezember bekannt gegeben werden.

Betroffene der Neugestaltung, wie die Pfarrerin der Gedächtniskirche, Silvia Kekule, vermuten hinter dem Wettbewerb, der Senat wolle gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen: zum einen die Modernisierung des maroden Platzes aus den 80er-Jahren, zum anderen „die Vertreibung der ungeliebte Szene“, aus Obachlosen, Dealern und Junkies, die Touristen und Geschäftleute gleichermaßen erschreckten, sagte Kekule.

Dass Kekule mit ihren Vermutungen richtig liegt, beweist nicht nur die Aussage von Senatsbaudirektorin Barbara Jakubeit, die sich „neue Nutzer an dem Ort der City West“ wünscht. Mehrfach haben die Investoren Gottfried Kupsch (Zentrum am Zoo) oder Hans Karl Herr (Itag) gefordert, dass der Platz „aufgräumt“ werden müsse, womit nicht allein der schlecht gestaltete Platz gemeint ist, sondern ebenso die von der Polizei als „gefährliche Bereiche“ eingestuften Orte. Ebenso wie die Pfarrerin warnte deshalb Charlottenburgs grüne Baustadträtin Beate Profé vor der Beseitigung eines „städtischen Brennpunkts“ mittels Planung: „Das soziale Problem lässt sich durch die Neugestaltung nicht lösen.“ Rolf Lautenschläger