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Rau zeichnete Bremer SchülerInnen aus

■ „Aufbegehren - Handeln - Verändern“: Video über Straßenbahn-Protest 1968 überzeugte beim bundesweiten Schülerwettbewerb

Die deutschen Schüler hegen große Sympathie für friedliche Protestformen, lehnen aber Gewalt und globale Gesellschaftskritik entschieden ab. Dieses Fazit zog eine Expertenjury aus den Einsendungen der knapp 5.000 Teilnehmer des diesjährigen Schülerwettbewerbs „Deutsche Geschichte“. Bundespräsident Johannes Rau zeichnete dazu gestern in Berlin die Preisträger des von der Hamburger Körber-Stiftung unterstützten Wettbewerbs aus, an erster Stelle unter den fünf ersten Preisen vier Schülerinnen des Schulzentrums Findorff.

Imke Maus, Sandra Starke, Frauke Hoffmann und Lili Chen waren im vergangenen Jahr in der 10. Klasse im Schulzentrum Findorff. Ihr Lehrer Jörg Rudolf konnte sie begeistern für den Wettbewerb, ihr Thema: „Die Straßenbahnunruhen 1968 – Draufhauen, Nachsetzen“. Die 16/17-jährigen Schülerinnen wälzten Unterlagen im Staatsarchiv, lasen, machten Interviews mit Akteuren wie Olaf Dinné und Hans Koschnick. Sie wollten ein Video daraus machen - „alles andere war uns zu langweilig oder passte uns nicht“, erinnert sich Sandra. Aus 21 Stunden Material schnitten sie dann ein 32-Minuten-Video zusammen, das die Jury der Körber-Stiftung überzeugte.

An der Ausschreibung unter dem Motto „Aufbegehren, Handeln, Verändern – Protest in der Geschichte“ hatten sich 4.934 Kinder und Jugendliche im Alter von acht bis 21 Jahren mit insgesamt 1.151 Beiträgen beteiligt, 41 kamen aus Bremen. Insgesamt wurden fast 500 Geld- und Buchpreise im Wert von 500.000 Mark vergeben.

Unter den Preisträgern aus Bremen sind auch SchülerInnen der gymnasialen Abteilung St. Johann, sie erhielten einen vierten Preis für das Thema „Straßenbahn-Protest 1968“. Zwei fünfte Preise gingen an SchülerInnen des Ökumenischen Gymnasiums. Vier Schülerinnen der 8. Klasse von St. Johann erhielten einen Buchpreis für ein Projekt „Widerstand gegen Atomanlagen“.

Die westdeutschen TeilnehmerInnen befassten sich vor allem mit der Protestbewegung von „1968“, während die friedliche Revolution 1989 in der DDR das „Top-Thema“ der ostdeutschen Jugendlichen war. Auch für die NS-Zeit hätten sich viele „Spurensucher“ interessiert. Die Körber-Stiftung schreibt seit 1973 alle zwei Jahre den Schülerwettbewerb „Deutsche Geschichte“ aus. Ihr Anliegen ist es, Jugendliche zur Auseinandersetzung mit demokratischen Traditionen anzuregen.

Von den vier anderen ersten Preisen gingen zwei nach Nordrhein-Westfalen. Schüler des Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasiums in Remscheidt untersuchten lokale Protestaktionen gegen die Eingemeindung ihrer Heimatgemeinde im Jahre 1929. In Münster griffen Schüler des Wilhelm-Hittorf- Gymnasiums den Kulturkampf in ihrer Gemeinde zwischen 1871 und 1884 auf. In Genthin (Sachsen-Anhalt) griffen Schüler der zwölften Klasse den „Widerstand junger Liberaler“ an ihrer Schule in den Jahren zwischen 1947 und 1949 auf. Der Protest gegen den Bau der Startbahn West des Frankfurter Flughafens stand im Mittelpunkt der preisgekrönten Arbeit der Schüler der Ricarda-Huch-Schule in Dreieich (Hessen). dpa/ K.W.

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