„Das Motorrad ist ein Sympathieträger“

■ Unsere Volksvertreter fahren auf heißen Öfen zur Freundschaft durch die Mark Brandenburg

taz: Herr Schäfer, Sie gehören zum Organisationsteam der großen Motorrad-Freundschaftsfahrt der Bundestagsabgeordneten?

Friedhelm Schäfer: Wir machen am Wochenende mit mehr als 140 Parlamentariern eine „Freundschaftsfahrt Berlin-Brandenburg“. Bundestag und Bundesregierung fahren auf Motorrädern vom Berliner Gendarmenmarkt nach Neustadt an der Dosse.

Heute hat das Umweltministerium in seinem Bericht das Motorrad als schweren Umweltfrevler gebrandmarkt. Schämen Sie sich denn jetzt wenigstens ordentlich?

Dazu besteht kein Anlass. Das Medium Motorrad ist ein Sympathieträger. Es steht für Weltoffenheit und Aktivität, es verbindet Menschen und ist ein gutes Verkehrsmittel, das von umweltbewussten Menschen gefahren wird.

Wenn man den Bericht des Umweltministers liest, sind Motorräder erstens durstig, zweitens laut und drittens dreckig. Das Motorrad scheint ein besonders steinzeitliches Vehikel zu sein.

Das kann ich als aktiver Motorradfahrer nicht erkennen. Wenn ein Motorrad richtig gewartet ist, dann ist es auch umweltfreundlich. Es verbraucht zum Beispiel weniger Benzin.

Das Umweltbundesamt hat da eine ganz andere Meinung. Das Motorrad hat sehr schlechte Abgaswerte und verbraucht im Verhältnis zu seinem Gewicht mit vier bis acht Litern viel zu viel Sprit.

Absolut gesehen verbraucht es dennoch weniger Benzin, es braucht auch weniger Parkraum und Fläche.

Die Motorrad-Biker sollen künftig umweltfreundlicher fahren, verlangt der Bericht des BMU. Ist das nicht ein Widerspruch in sich? Motorrad fahren besteht doch gerade aus dem Thrill. Man fährt kurvenreiche Strecken,  legt  sich  auf  die  Seite und gibt ordentlich Gummi.

Das sind Klischees. Die Motorradfahrer, die ich kenne, sind sehr verantwortungsbewusste Menschen, die auch um die eigene Gefährdung wissen. Die können die Zentrifugalkräfte ganz gut einschätzen und fahren verantwortungsbewusst.

Warum haben Motorräder keinen Kat?

Die gibt es durchaus.

Von hundert Motorrädern haben vielleicht zwei einen Kat. Die Abgaswerte sind viel schlechter als beim Auto.

Ich kenne Ihre Zahlen nicht. Jedenfalls fahre ich selbst seit vielen Jahren eine Maschine mit einem Sekundärluftsystem, das eine gute Umweltbilanz hat.

Es gibt zwei Motorradfahrertypen, die einen sind schneidige Fahrer mit eleganten Rennmaschinen, die anderen haben dicke Bäuche, Tattoos und eine gemütliche Harley unterm Hintern. Wo darf ich Ihre Parlamentariergruppe verorten?

Wir gehören sicher zur gemütlichen Gruppe, auch wenn wir ganz verschiedene Maschinen haben. Wir als Ex-Bonner und Neu-Berliner wollen vor allem Landschaft und Leute kennen lernen, und das klappt nicht, wenn man durch die Gegend rast. Wir werden langsam und gemütlich fahren.

Wie wär's denn, wenn Motorräder und Autos gleich behandelt würden? Wenn beide regelmäßig zur Abgasuntersuchung gingen und beide die selben Grenzwerte erfüllen müssten.

Wir gehen ja alle zwei Jahre zum TÜV.

Aber nicht zur Abgasuntersuchung. Motorradfahrer schrauben gerne mal am Vergaser und am Auspuff rum, damit der Sound besser rüberkommt.

Das lehne ich ab. Das muss auch strafrechtlich verfolgt werden. Motorräder müssen so eingestellt sein, dass sie niemanden belästigen. Interview: Manfred Kriener

Friedhelm Schäfer ist Mitarbeiter der SPD-Bundestagsabgeordneten aus Nordrhein-Westfalen