China feiert ein halbes Jahrhundert Revolution

■ Mit Massenaufmarsch und Militärparaden wird der 50. Jahrestag der Volksrepublik gefeiert. Mao Tse-tungs Ex-Dolmetscher Zhou Chun erinnert sich exklusiv in der taz an Revolution und Arbeitslager

Berlin (taz) – „Peking begrüßte mich mit einer Dunstglocke. Der Weg vom Flughafen in die Stadt war mir völlig fremd – neue Straßen, neue Hochhäuser, leider nicht alle nach meinem Geschmack.“ Das sind die Eindrücke von Zhou Chun, dem Ex-Dolmetscher des Großen Führers Mao Tse-tung, der China vor 50 Jahren in eine Volksrepublik verwandelte. Chun kommt nach über 20 Jahren zum ersten Mal wieder nach Peking. Wie er die Rückkehr empfand, was ihm auffiel, woran er sich erinnerte, schildert er exklusiv für die taz.

Zhou Chun war einst erster Verbindungsmann des chinesischen Außenministeriums zur DDR-Botschaft in Peking. Später fiel er in Ungnade. Als „Rechtsabweichler“ wurde er aus der Hauptstadt verbannt. „Klassenrache“ wegen „Verweigerung der ideologischen Reform“ drohte. Er verschwand von 1957 bis 1979 in Gefängnissen und Arbeitslagern und wurde erst in den Achtzigerjahren rehabilitiert. Heute lebt er in Berlin.

Die „Dunstglocke“, die Zhou Chun in Peking begrüßte, soll es am heutigen Geburtstag der Revolution nicht geben. Die Kraftwerke und schlimmsten Dreckschleudern wurden abgestellt, damit man heute bei der Militärparade am Himmel nicht Smog, sondern Düsenjäger bewundern kann. Wichtig ist das vor allem für die chinesische Fernsehnation. Denn die Arbeiter und Bauern außerhalb Pekings sind aufgefordert, die Feierlichkeiten vor der Mattscheibe zu verfolgen.

Während der Vorbereitungen des großen Tages der Kommunistischen Partei wurden auch viele Menschen hingerichtet. Allein in der Südprovinz Guangdong wurden 238 Todesurteile vollstreckt. sim ‚/B‘ Tagesthema Seiten 2 und 3