Als zwei Iren ihren Preis für einen blutigen Raubüberfall zahlen mussten

Ein ganz schlechter Tag für John Dinnegan, 27 Jahre, aus Mullingar, ein Ort in der Mitte Irlands. Nicht besser wird es aussehen für Maurice Lynch, dreißig Jahre, aus dem südirischen Mallow. Beide arbeiteten bis vor kurzem in England. Jetzt sitzen sie im Central Criminal Court in London, auch „Old Bailey“ genannt. Wer es bis ins Herz des britischen Justizsystems geschafft hat, muss das Königreich schon sehr, sehr interessieren. Oscar Wilde wurde hier 1895 wegen seiner Homosexualität angeklagt. Eine Vorladung hatte 1981 auch Peter Sutcliffe, der Yorkshire Ripper, dem zur Last gelegt wurde, innerhalb von fünf Jahren mehr als zwei Dutzend Frauen erstochen und verstümmelt zu haben.

Heute, am 9. November 1989, erwarten die beiden Iren ihr Urteil. Die Männer beschuldigen sich gegenseitig. Dinnegan, der vier Jahre zuvor schon einmal einer Frau Geld stahl, will nur Schmiere gestanden haben. Lynch, der in einem Wohnwagen lebt, sagt, der Zahnarzt Joel Winter, neunzig Jahre, hätte ihn geschlagen, weshalb er sich wehren musste.

Alle Ausreden und Beteuerungen nützen nichts. Sie werden zu lebenslanger Haft verurteilt. Der Richter, Sir James Miskin, gibt ihnen noch folgende Worte mit auf den Weg hinter die Knastmauern: „Dieser Fall gehört zu den abstoßendsten Verbrechen, mit denen ich mich in meiner vierzehnjährigen Amtszeit befassen musste.“

Die Tat verübten die beiden Iren am 16. Juli 1998. Damals kauften sie sich Bier. Als sie jeweils gut vierzehn Liter intus hatten, brauchten sie Geld. Um es zu bekommen, brachen sie in das Haus von Joel Winter ein, das sich in der Station Road in Redhill, einem Londoner Vorort, befindet. Winter schaute gerade mit seiner drei Jahre älteren Haushälterin Daisy French Fernsehen, als die beiden hereinstürmten und Geld verlangten.

Zwar befanden sich im Haus, wie sich später herausstellte, 2.600 Pfund, die beiden flohen jedoch, ohne einen Penny ergattert zu haben, Richtung Dublin und London. Sie hinterließen eine geschockte Miss French, die zehn Wochen nach dem Raubüberfall an Herzversagen starb, und einen Toten: Winter, der beim Kampf mit den beiden Männern einen Augapfel verlor, erstickte, nachdem er etwa dreißig Schläge einstecken musste, an seinem eigenen Blut. Die Täter wurden natürlich gefasst. Heute ist ein schlechter Tag für Dinnegan und Lynch. Die Zeit im Gefängnis, geschätzt 3.650 Tage, wird auch nicht besser sein. Enno Bolten