Selbst nicht zufrieden

■ Frühschwimmclub in Wandsbek protestiert gegen das Bäderland-Sparpaket

Der Bäderland treten immer mehr KundInnen auf die Flossen: Die neue Preis- und Öffnungspolitik seit dem 1. September kommt nicht gut an. Nach den Protesten der St. Paulianer Bevölkerung gegen die Einschränkungen im Schwimmbad an der Budapester Straße (taz berichtete) gab es gestern früh Ärger im Regionalbad Wandsbek. Über hundert SeniorInnen hatten sich versammelt, um der Marketingchefin der Bäderland GmbH, Karin Hopert, ihren Unmut an den Kopf zu werfen.

„Ihnen gehts doch bei allem nur ums Geld!“, brachte eine Rentnerin das Problem auf den Punkt. Denn die neuen Zeiten und Preise in den 13 Regionalbädern dienen vor allem der Verringerung der Personalkosten. Besonders hart hat dies die FrühschwimmerInnen – vornehmlich SeniorInnen – getroffen: Sie dürfen nur noch mit Jahresabo bis halb neun schwimmen. Der „Frühschwimmclub“ kostet 65 Mark pro Monat. Wer sich auf zwei Tage pro Woche festlegt, zahlt 38 Mark im Monat – zu unflexibel und zu teuer, urteilte die Wandsbeker Frühschwimmgemeinde. „Wir sind selbst nicht zufrieden mit dieser Lösung“, gibt Werbechefin Hopert zu. Die Bäderland werde das Abokonzept wohl noch einmal überarbeiten müssen.

Mehr Geld darf jedoch auch die Überarbeitung nicht kosten. Denn der Senat hat die Zuschüsse an die Bäderland von 40,5 Millionen auf 34 Millionen Mark begrenzt. „Es ist schlichtweg nicht denkbar, dass diese Vorgabe eingehalten wird und das bisherige Angebot trotzdem voll erhalten bleibt“, erläutert Umweltbehörden-Sprecherin Brigitte Köhnlein. „Über die Umsetzung von Sparprogrammen wird immer gestritten werden. Aber wo ist die Alternative?“

Die Alternative, antwortet der Initiativkreis „Volksbad St. Pauli“, wäre, durch großzügigere Angebote mehr KundInnen ins Bad zu holen, statt sie zu vergraulen. „Man kann in den Stadtteilen Potentiale mobilisieren, um mehr NutzerInnen zu gewinnen“, sagt Volksbad-Aktivistin Christine Wiedenhöft. Zudem solle die Bäderland überlegen, ob sie nicht an andere Sponsoren gelangen könnte. „Nach St. Pauli zum Beispiel fließen Europa-Mittel zur Aufwertung des Stadtteils, die man auch in ein Schwimmbad umlenken könnte.“

Ulrike Winkelmann