BuchTipp

Wandern mit Spaß

Immer schwitzend und keuchend den Berg hinauf? Muss nicht sein. Wandern kann genussvoller sein. Vielleicht sogar intellektuell. Während man einen Fuß vor den anderen setzt, kann es auch in die nebulöse Welt der überlieferten Sagen führen. Der Schweizer Geograf und Musiker Thomas Bachmann hat Legenden aus der inneren Schweiz zu einem Wanderbuch mit 12 Touren verarbeitet. Zu „sagenhaften“ Schauplätzen, zu Bergtouren, die durchweg angenehm zu gehen sind (Bachmann erwähnt u. a. Almwirtschaften und Käsereien).

Und er belässt es nicht dabei, sondern beschließt jede Tour mit einem anregenden Essay: Ob die „Venediger“ nun wirklich eine Ahnung vom Goldmachen hatten, ob die „Schmittenannelie“ tatsächlich gefoltert wurde, weil sie ein schlechter Mensch war, was es mit dem Teufel im Volksglauben auf sich hatte – Bachmann reflektiert über die Wahrheit und Moral der Geschichten.

Sagen sind deshalb so faszinierend, meint er, weil sie immer von der Begegnung mit dem „Außergewöhnlichen“ berichten. Neben dem Wandern also eine informative Einführung in die Schweizer Sagenwelt. Die zahlreichen Schwarzweißfotos halten Abstand vom touristischen Trubel, sie ästhetisieren die Bergwelt auf milde Weise.

Aus dem Kompass-Verlag, der Wanderfreunde mit detaillierten Routenbeschreibungen versorgt, kommt ein eher ungewöhnliches Wanderbuch von Frank Thiel und Ansgar Drücker: „Auf Tour in der Natur“. Die Autoren sprechen vor allem Eltern, Lehrer und Teamer an: Wie macht man den Aufbruch ins Freie so interessant, dass der Nachwuchs möglichst nie mehr davon lassen will? Vielleicht eine Floßfahrt auf der Elbe organisieren? Hier ist nachzulesen, wie es funktioniert. Oder etwa Wanderreiten, Schneeschuhwandern und Trekking. Denn heutzutage ist es weder einfach noch selbstverständlich, Kinder und Jugendliche zum Gehen zu bewegen, schon gar nicht in „umweltverträglichen“ Formen. Das Wanderbuch steht in der Traditon des „sanften Tourismus“, Thiel und Drücker sind Referenten der „Naturfreundejugend Deutschland“. Mit ihren Tips, geschickt mit Kindern umzugehen, greifen sie auf den Erfahrungsschatz dieser traditionsreichen Organisation zurück. Sie loten Sinn und Zweck des Wanderns aus, beschreiben, warum das Gehen den Kopf frei macht. Nur dezent wird auf die politische Tradition der ehemals sozialistischen Naturfreunde angespielt, wenn nämlich vom „aufrechten Gang“ die Rede ist, der „für die Unterdrückten aller Zeiten der risikoreiche Weg zum eigenen Selbstbewusstsein“ war. Der hängt irgendwie auch mit dem Wandern zusammen. Christel Burghoff

Thomas Bachmann: „Sagenhaftes Wandern“, Rotpunktverlag Zürich 1997, 41 Mark

Frank Thiel, Ansgar Drücker: „Auf Tour in der Natur“, Kompass-Verlag Stuttgart 1999/2000, 24,80 Mark