Lesen Sie das, oder es setzt was!

■  Mehr als 4.000 neue AbonnentInnen will die taz bis Ende des Jahres gewinnen. Um dieses Ziel zu erreichen, wird auf die mobilisierende Wirkung von Erpressung gesetzt

Berlin (taz) – Die Buchhändlerin S. liest viel und ist informiert. Sie trägt schwer am Wissen und an der Welt. Da bleibt es nicht aus, dass ihr die Auseinandersetzung mit den politischen, gesellschaftlichen und sonstigen Abgründen das eine oder andere Stimmungstief beschert. Wie wohltuend ist da die ironische Distanz, die ihr die taz zum Beispiel mit mokanten, respektlosen Überschriften verschafft. Gelegentlich hat man S. bei ihrer Lektüre sogar lachen gehört. Das Lachen wird ihr vergehen.

Der Unternehmensberater A. trennt seinen Müll. Meistens jedenfalls. Gut – er hat sich neulich auch nicht nach dem Kaugummipapierchen gebückt, das ihm ein Windstoß aus der Hand riss. Der Kunde war ungeduldig, der Anzug frisch aus der Reinigung und das Knacken der Kniegelenke im Laufe der letzten Jahre lauter geworden. Wie gut ist es da, regelmäßig eine Zeitung zu lesen, in der auf recyceltem Papier Ökologie und Wirtschaft gemeinsam bilanziert werden. Eine Zeitung, die A. in seinem Streben unterstützt, Geld auf eine ethische und moralische Art zu verdienen. Er hat sich verrechnet.

Nun zu Ihnen: Sie mögen Witz, Ökologie, kritischen Journalismus? Sie lieben die Wahrheit und TOM? Sie finden Geschmack an Qualität, legen Wert auf Gleichberechtigung, haben Lust an der Diskussion? Vergessen Sie's.

Mit einer Welle von Drohungen werden wir Sie, unsere periodischen und regelmäßigen LeserInnen, in den nächsten dreizehn Wochen konfrontieren. Dreizehnmal werden wir mit einem symbolischen Akt demonstrieren, dass all das, was die taz zu etwas Besonderem macht, ohne Ihre Unterstützung nicht aufrecht erhalten werden kann.

Was genau veranlasst Sie, zum Kiosk zu gehen und diese Zeitung zu kaufen? Die taz ist dünn und teuer, und es steht nur ein Bruchteil der Informationen darin, die Ihnen die Konkurrenz anbietet. Egal, welcher Grund Ihnen jetzt einfällt, er kann mit Sicherheit auf die Unabhängigkeit der taz zurückgeführt werden. Nur die Tatsache, dass uns kein Verleger das Brot reicht und uns im Gegenzug zwingt, sein Lied zu singen, ermöglicht diese Spielräume. Unser Verleger sind Sie.

Solange Sie uns ermöglichen, unkonventionell zu sein, Risiken einzugehen und uns dennoch auf dem Markt zu behaupten, müssen Sie auf nichts verzichten. Ansonsten werden auch bei uns andere Seitten einkehren. Und was keine LeserInnenquoten bringt, sondern bloß Anerkennung, wohl meinende Worte und hübsche Leserbriefe, wird weichen.

Wenn Sie das nicht einsehen wollen und sich weiterhin quer stellen, die taz im Abonnement zu beziehen, werden unsere Etats gnadenlos gekürzt und die netten, kleinen Besonderheiten wegrationalisiert.

Stück für Stück und Woche für Woche stellen wir taz-Typisches zur Disposition. Und Sie können es nur verhindern, indem Sie abonnieren. „Das ist ja Erpressung!“, werden Sie jetzt erschrocken denken. Stimmt. Es ist Erpressung. Aber was bleibt uns anderes übrig? Wir haben es bereits im Guten probiert: mit freundlichen Briefen, schön gestalteten Werbeanzeigen und exklusiven Prämien. Das war gut und schön, hat aber nicht den langfristigen Erfolg gebracht, den wir benötigen, um unsere journalistischen Visionen und Ambitionen zu verwirklichen.

In einem Ratgeber zum Thema Erpressung steht als Tipp für Opfer: „Seien Sie bereit, auf das zu verzichten, was er (in diesem Fall wir; Anm. d. A.) Ihnen nehmen will, und Sie werden unangreifbar. Wenn eine Handlung nicht den gewünschten Erfolg bringt, wird sie zukünftig unterlassen. Machen Sie sich nicht von irgend etwas abhängig.“ Nun, das können Sie natürlich tun. Aber wollen Sie wirklich verzichten? Seien Sie versichert: Die Medienlandschaft wird grauer werden. Wenn wir erst tot sind und Sie an unserem Grab stehen und weinen, ist es zu spät.

Für den Fall, dass Sie bereits AbonnentIn sind und sich gerade völlig zu Unrecht mit Liebesentzug bedroht fühlen, möchte ich noch hinzufügen: Die taz befindet sich ihrer Natur gemäß in einer finanziell nicht abgesicherten Situation, die sich gerade mal wieder zu einer existenzbedrohenden ausweitet.

Und wir werden unserer Natur gemäß mit entsprechenden Werbemaßnahmen darauf aufmerksam machen. Diesmal versuchen wir aber, jeglichen Anflug eines jammernden und moralinsauren Tonfalls zu unterlassen. Statt dessen haben wir unser gesamtes kreatives Potenzial gebündelt und eine Reihe von Sanktionen entwickelt, die zwar schmerzhaft sind, aber – so hoffen wir – auch einen großen Unterhaltungswert besitzen. Sollten Sie sich also ärgern, dass wir Sie gleich mitbestrafen, obwohl Sie überhaupt nichts dafür können, seien Sie nachsichtig. Vielleicht macht es Ihnen sogar Spaß, mit zu verfolgen, wie wir unsere Zielgruppe einkreisen und ins Boot holen. Liegen Lust und Schmerz denn nicht auch nahe beieinander?

Im oben genannten Ratgeber steht übrigens auch ein Tipp für Erpresser: „Machen Sie von Anfang an klar, dass Sie Ihre Forderung durchsetzen, wenn er (in diesem Fall Sie; Anm. d. A.) sich widersetzt. Zeigen Sie ihm, dass Sie keine Kompromisse machen, wenn Sie eine Forderung ausgesprochen haben. Demonstrieren Sie Ihre Entschlossenheit. (...) Ihr Opfer soll sehen, dass mit Ihnen nicht zu spaßen ist. So haben Sie Erfolg.“ Und den brauchen wir wahrhaftig.

Stefanie Knöll

Bis zum Jahresende werden wir Ihnen täglich eine Anzeige mit der „Drohung der Woche“ präsentieren. Außerdem können Sie einem Tickerstreifen über dem Titelkopf die aktuelle Zahl der Neuabonnements entnehmen. Und noch etwas: Teilen Sie uns Ihre Meinung zu unserer Kampagne mit. Schreiben, faxen oder mailen Sie unter dem Stichwort „4.000 Abos“ an die taz, Kochstraße 18, 10969 Berlin, Fax: (030) 251 30 87, E-Mail : drohung taz.de