Daum bastelt fleißig an seinem Perpetuum mobile

■ Nach Leverkusens 1:3-Pleite in Wolfsburg fühlt sich nur der Trainer selbst einsatzbereit

Wolfsburg (taz) – Jeder darf mal, wer hat noch nicht? Herr Völler vielleicht? Bitte: Ihr Statement zur hohen Belastung unserer Berufsfußballer. „Es ist zumindest ganz gut“, meinte der Sportdirektor von Bayer Leverkusen nach der 1:3-(0:1)Niederlage am Samstag beim VfL Wolfsburg, „dass am Mittwoch keine Champions League ist.“

Leverkusen hat das erste Spiel dieser Saison verloren, nicht gegen Lazio Rom, nicht gegen Dynamo Kiew, nicht gegen Bayern München. Sondern beim Verein für Leibesübungen in Wolfsburg. Und als sei es ein antrainierter Reflex, bewegte sich das Frage-und-Antwort-Spiel hinterher zielsicher in eine Richtung: Diese vielen Spiele sind doch nicht gut, oder? „Natürlich hat in der zweiten Hälfte auch die Kraft gefehlt“, antwortete Carsten Ramelow stellvertretend für seine Kollegen.

Der sportliche Chef aber sprach ein Machtwort: „Das ist keine Frage der Kondition. Wenn es nach mir ginge, könnten wir morgen gleich wieder spielen.“ Ansonsten gelang es ihm nach seinem 350. Spiel als Bundesliga-Trainer nur sehr unvollkommen, schlechte Laune mit schlechten Witzen zu überspielen. Beispiel: „Bei Wolfsburg hat alles gestimmt, sogar die Richtung des Windes.“ Was für ein Brüller.

Bleiben wir sachlich: Die Geschichte des Spiels hat viel mit Taktik zu tun, und das ist natürlich langweiliger als die hübschen Diskussionen um die armen Spieler, die nach 90 Minuten körperlicher Arbeit mehr als drei Tage brauchen, bis die Luft wieder für 90 Minuten reicht.

Doch da müssen wir jetzt durch. Also: Hinten standen bei Leverkusen nur zwei Abwehrspieler, die Außenverteidiger Markus Happe und Jörg Reeb agierten extrem offensiv – Bayer in Wolfsburg spielte mit einem Sechser-Mittelfeld, in dem Stefan Beinlich und Bernd Schneider den offensiven Part übernahmen. Vorne waren es dafür, anders als zuletzt, nur zwei Angreifer. Der Vorteil dieser Risiko-Taktik: Die Überzahl im Mittelfeld sorgte für reichlich Druck. Dummerweise ließ Oliver Neuville die beiden besten Chancen in der Anfangs-Drangphase aus.

Den Nachteil zeigte der VfL in der 35. Minute auf, als nach Boris Zivkovic' Stellungsfehler keine Absicherung in der Zweier-Abwehrkette da war, die das 1:0 von Jonathan Akpoborie hätte verhindern können. Ein Tor gegen den Wind übrigens.

Als mit dem Wind direkt nach der Pause das 2:0 fiel, war die Sache entschieden, Leverkusen fehlte – siehe oben – die Energie für eine Aufholjagd. Die Verletzung von Jens Nowotny (Daum: „Zerrung oder Muskelfaserriss – suchen Sie sich das Schlimmere aus, schreiben Sie Muskelfaserriss“) spielte für den Ausgang keine Rolle, auch wenn Bayer danach zu zehnt weiterspielen musste.

Ehe wir's vergessen: Der VfL spielt neuerdings auch häufiger als sonst, musste in der vergangenen Woche sogar bis nach Ungarn reisen. Aber das hat am Samstag irgendwie niemanden so richtig interessiert. Andreas Pahlmann