Der Dauerintegrator

■ Bundestagspräsident Thierse mahnt am Tag der Einheit zu Geduld und Akzeptanz

Bundestagspräsident Wolfgang Thierse (SPD) gab sich in seiner Rede zum neunten Tag der Deutschen Einheit integrierend und gesamtdeutsch. In Berlin forderte er „aktive Geduld, Einfühlungsvermögen und Akzeptanz verschiedener Lebenswege“. Er erinnerte an „den Mut und die Zivilcourage, die wichtigste Leistung, die wir Ostdeutschen in das gemeinsame Deutschland eingebracht haben“.

Zum Thema „Mauer in den Köpfen“ bemerkte Thierse: „Das ist meistens ein Klischee, das vom ständigen Wiederholen auch nicht besser wird.“ Er selbst könne diese Reden nicht mehr ertragen. Dass manche im Westen den Osten als Verlustgeschäft empfinden und bei manchem im Osten die Verklärung wächst, gehöre zu einer pluralistischen Gesellschaft. „Angesichts der großen Anforderungen an die Ostdeutschen müssen wir mehr Verständnis aufbringen für die, die es nicht geschafft haben“, sagte der Ostler Thierse.

Weiter mahnte der Bundestagspräsident an, dass man die Menschen nicht überfordern dürfe. „Natürlich sind wir ein Volk“, sagte er, „doch nach Jahrzehnten der Teilung dürfen wir nicht über andere Werthaltungen hinwegsehen“. Leider würden die unterschiedlichen Prägungen „immer noch als Gefährdung statt als Bereicherung empfunden“. Er regte an, die Unterschiede als Herausforderung zu empfinden. wahn