Keine Kompromisse

Mit der Berufung von Gordana Vnuk zur Nachfolgerin von Res Bosshart als Kampnagel-Chefin ab der Spielzeit 2001/2002 beweist Kultursenatorin Christina Weiss Mut zu einem scharfen Profil.

Die Kroatin kennt sich erstens bestens aus in der internationalen Performing-Arts-Szene: Über 300 Gruppen waren in 13 Jahren Eurokazz-Festival in Zagreb unter ihrer Leitung zu Gast, und zwar oft früher als an anderen renommierten Orten; so war es Gordana Vnuk, die San Franciscos Maschinenkünstler erstmals nach Europa holte.

Zweitens steht die 43-Jährige für intellektuelle Kompromisslosigkeit: Ihr auch stark theoretisches Interesse richtet sich auf die Weiterentwicklung der Theatersprache und nicht auf ihre Marktkompatabilität.

Das könnte aber drittens auch heißen, dass sich der Hamburger Regienachwuchs warm anziehen muss.

Was viertens noch dadurch interessanter wird, dass Vnuk angekündigt hat, eine internationale Theaterschule gründen zu wollen.

Für den Theaterstandort Hamburg sind das alles gute Nachrichten, und die Gerüchte, Kampnagel solle unter Tom Stromberg zu einer Außenstelle des Schauspielhauses verkümmern, können jetzt getrost ad acta gelegt werden. Stattdessen sieht es eher nach spannenden inhaltlichen Auseinandersetzungen zwischen den beiden Spielorten aus. Sorgen machen muss man sich höchstens darum, dass man einer Frau, die gewohnt ist, auch mit kleinem Etat ein anspruchsvolles Programm auf die Beine zu stellen und größere Summen aus anderen Quellen zu schöpfen, eventuell leichter den kulturbehördlichen Geldhahn zudrehen kann.poe