Querspalte

■ Die taz hat ein Problem

taz, Kochstraße 18. Auf dem ersten Blick ist alles okay: Man grüßt sich im Treppenhaus, zwinkert einander aufmunternd zu, ißt zuweilen was Leckeres zu Mittag und raucht davor, dazwischen oder zunächst erst mal eine. Ab und an kommt ein feister Ossihasser, knabbert fröhlich an einem nackten Spreewälder Pfeffergürkchen auf der Dachterasse und überlegt, wie er den Satz: „Ossis sind faschistoide Nazis“ noch eleganter formulieren kann. Das sind wohl die Wirren der Adoleszenz. Fehlt bloß der Regenschirm. „Ich habe meinen Regenschirm vergessen“, heißt eine der letzten Notizen Nietzsches. Diese Information ist m. E. 1,90 Mark wert! Doch im Hintergrund stehen die Probleme mit bösem Blick. Die taz hat Probleme. Möglicherweise haben die Probleme auch die taz. Kommt ein Problem zum Frauenarzt und möchte drei Brötchen haben. Gib's nicht! Ham wir nicht! Geldprobleme türmen sich zu Bergen auf, hüllen sich in Betttücher und erschrecken alle, die erschrocken stehen bleiben. Nur bleibt keiner stehen, denn die kennen wir ja schon. Was tun?

Immer irgendwas weglassen, damit das Weggelassene als Schönes sich umso mehr aufdrängen würde. Like a John without a Wayne, Pommes ohne Ketchup, Jesus ohne Kreuz, taz ohne Überschriften, Artikel ohne einen Gedanken, meinungsfreie Meinungsseiten, Lügen statt Wahrheit, keine Fotos, alle taz-Artikel durch einen Cut-Computer sausen lassen usw. Gute Idee! Zu gut vielleicht. Das riecht doch alles nicht so sehr nach Notwehr und gut gelaunter LeserInnener(sie)pressung, sondern eher nach Konzeptkunst. Man könnte sich natürlich auch bemühen, die taz mit Texten, die plötzlich abbrechen, vollzuschreiben, einfach so, ohne Pointe. Mein Lieblingswitz geht zum Beispiel so: Treffen sich Oskar, Franz Mehring, Doris Köpf und Schröder. Sagt Oskar Detlef Kuhlbrodt