Türkisch – die neue Werbesprache

■ Eine Istanbuler Bank wirbt bundesweit mit einem türkischen Slogan. Neben der Kreuzberger Filiale soll es acht weitere geben

In der kleinen Drei-Mann Filiale der Egebank in Kreuzberg stehen die Telefone nicht mehr still. In dem türkischen Stimmenwirrwarr sind ab und zu deutsche Begriffe wie Dauerauftrag, Überweisung oder Sparbuch auszumachen. Der Geschäftsführer Sitki Karatekin wirkt vormittags um elf Uhr schon so erschöpft, als hätte er bereits einen zwölfstündigen Arbeitstag hinter sich. „Wenn ich morgens zur Arbeit komme, klingeln meist schon alle fünf Apparate auf einmal“, sagt er. „Und auch den Rest des Tages haben wir kaum eine Sekunde Ruhe.“

Den Stress verdankt Karatekin der neuesten Werbekampagne seines Unternehmens. Bundesweit wirbt die Istanbuler Bank, die seit 1995 mit ihrer Kreuzberger Filiale bislang eine einzige Vertretung in Deutschland unterhält, mit Plakaten und Zeitungsanzeigen für ihr Unternehmen. „Gücümüz sinirlari asti, sizlere ulasti. EGEBANK.“, lautet der türkische Werbeslogan. Das bedeutet so viel wie: „Unsere Kraft hat die Grenzen überwunden und Sie erreicht.“

Die Egebank ist nach Angaben von Volker Nickel, Geschäftsführer des Zentralverbandes der deutschen Werbewirtschaft, bundesweit das erste türkische Unternehmen, das in eigener Sprache und in diesem Umfang wirbt. Nickel geht davon aus, dass in Zukunft immer mehr ausländische Unternehmen in Deutschland in ihrer Muttersprache werben werden.

Die Werbekampagne der Egebank, die mehr als sechs Millionen Mark gekostet hat, diene als Wegbereiter für die Eröffnung weiterer acht Filialen in verschiedenen deutschen Großstädten, sagt Karatekin. Als Kunde kann man in diesen Filialen künftig Transfergeschäfte in die Türkei in Auftrag geben oder ein Sparbuch zu besonders günstigen Konditionen eröffnen. Die Egebank, die als Finanzdienstleistungsunternehmen und nicht als normale Geschäftsbank operiert, existiert in der Türkei bereits seit 1928. Bis 1994 war die Bank lediglich regional in Izmir tätig. Heute, ein Jahr nachdem Sefket Demirel, Bruder des türkischen Staatspräsidenten Süleyman Demirel, die Geschäftsführung des Unternehmens übernommen hat, hat die Bank 85 Filialen. „Mit unserer Werbekampagne versuchen wir lediglich, den Namen unseres Unternehmens auch hier zu Lande ins Gespräch zu bringen, und das gelingt uns, wie Sie sehen, ganz gut“, sagt Karatekin und deutet entschuldigend auf sein abermals klingelndes Telefon.

Das Werbeplakat wecke bei weitem nicht nur die Aufmerksamkeit von TürkInnen, sagt eine Mitarbeiterin der Kreuzberger Filiale. „Seltsamerweise rufen besonders viele Vietnamesen an und erkundigen sich nach dem abgebildeten Gebäude.“ Viele wollen einfach nur wissen, ob man das Gebäude irgendwo in Kreuzberg besichtigen kann. „Doch vereinzelt konnten wir auch nichttürkische Anrufer schon als Kunden gewinnen“, sagt sie stolz.

Karatekin erklärt indes einer Anruferin aus Frankfurt, dass sie bei der Egebank zwar kein Girokonto, aber ein Sparbuch eröffnen könne. „Girokonto yok, ama Sparbuch actira bilirsiniz“, lautet das in der deutsch-türkischen Bankersprache. Songül Çetinkaya

Hinweis:Die Egebank ist bundesweit das erste türkische Unternehmen, das in diesem Umfang in der eigenen Sprache wirbt