Die größte Modelleisenbahn Europas steht seit einem halben Jahrhundert im Museum für Hamburgische Geschichte  ■ Von Jochen Brandt

„Einmal“, erinnert sich Bernd Junge stolz, „haben wir den Zugverkehr im ganzen Revier lahmgelegt.“ Denn Junge und seine Kollegen sind zwar Modelleisenbahner, aber sie kennen sich auch mit echten Bahnen aus. Bei einem Ausflug zur Nord-Süd-Bahn im Ruhrgebiet, hatte ein Vereinsmitglied Anfang der 60er Jahre mit einem Blick auf die Schaltpläne diagnostiziert: „Kann gar nicht funktionieren“. Er hatte recht, und deshalb haben die Bahnchefs für kurze Zeit den Verkehr angehalten.

Solche Einsätze sind für den Verein „Modelleisenbahn Hamburg“ (MEHEV) eher die Ausnahme. Meistens arbeiten die Bastler in der Werkstatt an ihrer Bahn. Die ist die größte Modelleisenbahn Europas, Maßstab 1 zu 32, und wird an diesem Wochenende 50 Jahre alt.

Bernd Junge war schon 1948 beim Aufbau der Riesen-Bahn dabei. Die 260 Quadratmeter große Anlage steht seitdem im Museum für Hamburgische Geschichte. „Unser Ziel war , ein Modell vom Hamburger Bahnverkehr zu bauen“, erinnert sich Junge. Ziel erreicht, könnte man sagen: 1200 Meter Gleise haben die Vereinsmitglieder seither verlegt und ihre Anlage mit immer mehr Zügen und Gleisen erweitert. Das Modell beginnt beim Harburger Bahnhof. „Hier kommen die Züge aus Richtung Bremen oder Hannover an“, erklärt Junge und deutet auf eine Tafel. „Den Bereich zwischen Süder- und Norderelbe haben wir ausgespart, erst beim Hamburger Hafen geht es weiter.“

Insgesamt 52 Lokomotiven aller Generationen rattern auf der riesigen Platte durch den großen Saal. Dazu gehört der „Gläserne“ aus den Dreißigern: Durch die Rundumverglasung sollten Touristen ungetrübte Aussicht genießen, heute gibts ihn nur noch im Modell. Die meisetn Loks sind „Teil für Teil selbstgebaut“, versichert Werkstattleiter Olaf Bünte. Er muss es wissen, denn spätestens bei der Wartung gehen alle Waggons und Lokomotiven durch seine Hand. „Allein 500 Kugellager habe ich inzwischen zusammengebaut.“ Um die Bahn kümmern sich zwei Angestellte und eine ABM-Kraft. „Wir haben ja Vorführungen während der ganzen Woche – die Vereinsmitglieder können das gar nicht schaffen“, erklärt Bünte. „Vor fünf Jahren gabs hier einen schlimmen Kabelbrand“, erzählt der Herrscher über 30 Kilometer Kabel. Danach wurde der Betrieb zwei Jahre lang eingestellt und die Anlage generalüberholt. Heute rollen die Züge wieder, und auch die Zusammenarbeit mit dem Museum wurde umstrukturiert: Für die Bahn muss man nicht mehr extra zahlen – ihre Besichtigung ist in den Eintrittspreis integriert.

Horst Landahl ist seit 1951 dabei. „Viele zeigen uns einen Vogel, weil wir uns mit Spielzeug abgeben.“ Doch die Kritik kann er nicht verstehen. Eins macht dem Modellbahner besonders viel Spaß: „Wenn mal was passiert, was gar nicht auf dem Fahrplan steht.“