leben in funnyland

■ yves eigenrauch

vier mal einhundertfünfundsechzig/siebzig r dreizehn. blauer fiat fiorino kastenwagen. schwarzes gummi rollt auf grauem, nassem asphalt. es nieselt um halb eins. er fährt ein schönes auto. er bin ich. die lang gezogene straße führt ihn heim. der himmel glüht orangefarben, so wie ein himmel nur in der nacht orangefarben glühen kann, weist ihm den weg. noch brennen feuer in seiner stadt.

es ist ja nur ein tag. und als mann denkt er ja sowieso nur mit einer gehirnhälfte

er traf sich am abend mit einem freund. er mit ihm in gelsenkirchen; erst am heimischen fernseher fußball gucken; dann sich doch zum spanier aufmachend, ohne das spiel zu ende zu schauen. sie sprechen miteinander. nun fährt er zu ihr. sie ist seine frau. sie wird schon schlafen. es ist eins.

die nacht gehört zum tag.

am frühen nachmittag hatte er ein freundschaftsspiel gegen einen amateuerligisten; die zeit muss sein, wenn die europameisterschaftsqualifikation ansteht. fünfundvierzig minuten arbeiten, eine halbzeit lang spielen musste er, durfte er. bis zum landesligisten spielt es sich locker und konzentriert. gegen alle mannschaften in höheren klassen muss er auch angestrengt sein. hinter vorgehaltener hand aß er eine bratwurst und übte sich in geduld und verständnis. unterschreib mal hier, unterschreib mal da. unterschreib bitte mal da, unterschreib bitte mal hier. oder auch nur schweigen erntend, in der annahme, er wüsste, was er zu tun habe. gerne! heute wie gestern und auch morgen.

gedanken kommen und gehen. der freund war mit freunden in paris, achtzehnjährig. er war gerade geboren. zusammen sangen sie die internationale, der französische mensch streckte die geballte faust aus dem hinterhofzimmer, und sie besuchten das grab von jim morrison.

one of them is still alive.

achtzehnjährig stand er auf abc, trank warmen amaretto mit sahne und träumte noch immer von patsy kensit. sie war ihm der inbegriff von frau so wie duran duran das verkörperte, was er allzu gerne gewesen wäre. hochglanz. schein und sein?

weiß er heute, was er ist? nein, er weiß nur, was morgen sein wird! er wird keinen sport treiben, weil der tag sein freier tag ist. er wird aufwachen, sich die zähne putzen. frühstücken. nein. chicago way. kaffee trinken und eine banane essen, um den hunger zu stillen, weil er keine lust haben wird, in ruhe zu frühstücken; schließlich ist der tag sein freier tag, an dem er dinge schaffen und machen will, für die er sonst nicht genug zeit erübrigen kann. er wird dinge vor sich her schieben, weil er nicht weiß, womit er beginnen soll. die fülle! er wird sich fragen, ob er nicht malen sollte. soll er zum trödelmarkt fahren? aber das wetter rät ihm ab. oder eine ausstellung besuchen? fernsehen? was denn? vielleicht mit dem alten atari centipede spielen? dazu müsste er die konsole hervorkramen und an den fernseher anschließen. nein. was? wird? er? dann? tun? er wird sich sagen: ich verfalle jetzt einfach in unsere so typische herbstlich vordepressive phase und mache nichts. ist ja nur ein tag. als mann denkt er ja sowieso nur mit einer gehirnhälfte. denken? na ja, glauben erschiene besser geeignet. mittagessen wird er aber kochen und glauben viel zu glauben.

am morgen erwacht er und erinnert sich an die letzten sequenzen seines traumes: sein herz wurde ihm von jemandem in die rechte brusthälfte verpflanzt. obwohl ihm links besser gefällt. he is still alive.