Ehre für Eiweißtüftler

■ Deutscher erhält Medizinnobelpreis. Seit 32 Jahren forscht er in den USA

Berlin (taz) – Für die Mediziner war gestern der große Tag. Das Karolinska Institut in Stockholm gab den diesjährigen Nobelpreisträger für Medizin bekannt: Die mit rund 1,8 Millionen Mark dotierte Auszeichnung geht dieses Jahr an den 63-jährigen Günter Blobel, der eine Professur an der Rockefeller-Universität in New York innehat. Der Zell- und Molekularbiologe ist zwar gebürtiger Deutscher, doch die Ehre, dass einer ihrer Wissenschaftler gekrönt wurde, kann die hiesige science community nicht einheimsen: Denn Blobel ging schon früh, in den 60er-Jahren, in die USA und beendete dort seine an der Universität Tübingen begonnene Ausbildung zum Onkologen. Seit 32 Jahren arbeitet Blobel jetzt schon an der renommierten Rockefeller-Universität.

Ausgezeichnet wurde Blobel für seine Forschungen über die Transportmechanismen von Proteinen in Zellen. Bereits Anfang der 70er-Jahre entdeckte er, dass neu gebildete Proteine ein eingebautes Signal besitzen, das entscheidend für ihre Steuerung in Körperzellen ist. Diese Signale bestimmen maßgeblich, zu welchen Zellkompartimenten die Moleküle transportiert werden und ob beziehungsweise wie sie die in den Zellen vorhandenen Membranen durchdringen.

„In den zwanzig darauf folgenden Jahren hat er dann im Detail die molekularen Mechanismen dieser Prozesse dargelegt“, heißt es in der Erklärung des Preiskomitees. Die Prinzipien, die Blobel entdeckt und beschrieben hat, haben sich als allgemeingültig erwiesen. Sie funktionierten auf gleiche Weise in Hefe-, Pflanzen- und Tierzellen. Blobels Arbeiten ermöglichten auch, dass in gentechnischen Anlagen zum Beispiel Bakterien für die Produktion von menschlichen Eiweißen eingesetzt werden können. Wolfgang Löhr