Blair ernennt Mandelson zum Nordirlandminister

■ Britisches Kabinettsroulette beschert „Prinz der Dunkelheit“ neues Amt

Dublin (taz) – Der britische Premierminister Tony Blair hat gestern Peter Mandelson zum Nordirlandminister ernannt. Die bisherige Amtsinhaberin, Marjorie Mowlam, wird wahrscheinlich Gesundheitsministerin. Die Kabinettsumbildung war notwendig geworden, weil ihr Vorgänger Frank Dobson zurücktrat. Er will im Frühjahr Bürgermeister von London werden. Außerdem scheidet auch Verteidigungsminister George Robertson aus und wird Nato-Generalsekretär.

Peter Mandelson ist, selbst in der eigenen Partei, umstritten, aber er ist ein enger Vertrauter von Blair. Nach dem Labour-Wahlsieg vor zweieinhalb Jahren war er zunächst Minister ohne Geschäftsbereich. Weil er niemandem außer Blair rechenschaftspflichtig war und hinter den Kulissen lavierte, gaben ihm die Medien den Spitznamen „Prinz der Dunkelheit“. Wie unbeliebt er in seiner Partei ist, merkte er auf dem Parteitag 1997, als ihm die Delegierten bei der Wahl des Parteivorstandes eine deutliche Abfuhr erteilten.

Im Juli vorigen Jahres machte Blair ihn zum Minister für Handel und Industrie, doch schon ein halbes Jahr später musste er zurücktreten: Er hatte verschwiegen, dass er vom Labour- Zahlmeister Geoffrey Robinson einen zinsgünstigen Kredit über 373.000 Pfund für ein Haus angenommen hatte. Robinson musste ebenfalls gehen.

Nun soll Mandelson versuchen, die nordirischen Parteien zu einem Kompromiss zu bewegen, damit die Regionalregierung gebildet werden kann. Die Reaktionen in Nordirland waren unterschiedlich. Brid Rogers von den Sozialdemokraten sagte, die meisten werden über Mowlams Weggang enttäuscht sein. Peter Robinson von der Democratic Unionist Party, die gegen das Belfaster Abkommen ist, glaubt nicht, dass Mandelson irgend was ausrichten werde. Ken Maginnis von den Unionisten, die wiederholt Mowlams Rücktritt gefordert hatte, sagte: „Besonders die Unionisten sind erleichtert.“

Ralf Sotscheck