Wie Schröder gegen Lafontaine

Heute abend treffen Hertha und TeBe im Pokal aufeinander – und noch zwei gegensätzliche Naturen: Der badisch geprägte Schäfer und Ruhrpottbeißer Röber. Die Herthaner wollen Rache für die Niederlage vor zwei Jahren  ■   Von Jürgen Schulz

„Hertha ist ein sehr großer Gegner“, schleimt TeBe-Trainer Schäfer. Der verweichlichte Badenser mit dem Bauchansatz wird die Partie wohl verlieren

Wenn sie sich die Hände reichen, knistert es. Jürgen Röber, Trainer von Hertha, und seinTeBe-Kollege Winfried Schäfer gelten als brisanteste Mischung seit Lafontaine und Schröder. Das heutige Pokalderby lebt auch von ihrem Duell, das ähnlich polarisiert wie das Verhältnis der Vereine.

In der lila Ecke also der 49-jährige Ex-Karlsruhe-Trainer Schäfer. Noch immer schwärmt er von seiner alten Heimat: „Die Leute leben dort wie im Paradies. Der schöne Schwarzwald ist in der Nähe und das Elsaß. Herrlich!“ Seine Familie wohnt immer noch dort. Sein Bauchansatz kündet von den kulinarischen Reizen der Region. Klingt so, als sei Schäfer ein wenig verweichlicht.

In der anderen Ecke der 45-jährige Röber. Ein Malochertyp, der geprägt ist von seiner ersten Trainerstation beim Ruhrpottverein Rot-Weiß Essen. Schlemmen liegt ihm fern. Eitel achtet er darauf, dass sein Körper athletisch bleibt. Bei Waldläufen rennt er seinen Profis regelmäßig davon. Im Duell Mann gegen Mann würde er den TeBe-Trainer locker aus dem Stadion schießen. Beim PR-Meeting von TeBe lässt sich Röber nicht blicken. Wie im Vorjahr bestanden beide Vereine auf getrennte Pressekonferenzen. Damals mochte sich Röber nicht mit seinem späteren Bezwinger und Schäfer-Vorläufer Hermann Gerland an einen Tisch setzen.

TeBe-Manager Jan Schindelmeiser versucht, den medialen Alleingang herunterzuspielen: „Der Wunsch beider Seiten nach einer gemeinsamen Veranstaltung war nicht sehr groß. Es handelt sich ja um kein Freundschaftsspiel.“

Aber vielleicht wird ja doch noch alles schiedlich, friedlich. Gemeinsam ist beiden Trainern die fanatische Liebe zum Fußball, der blonde Haarschopf und die bittere Erfahrung, einst beim VfB Stuttgart gescheitert zu sein: Röber 1995, bevor er Hertha in ungeahnte Höhen hob, Schäfer im Dezember 1998. Vier Monate später verdingte sich „Winni Wahnsinn“ bei TeBe.

Die Fans scheinen jedenfalls gewisse Befürchtungen zu hegen. 48 Stunden vor dem Anpfiff waren erst 15.000 Tickets abgesetzt. „Vor vier Wochen bei der Auslosung“, erinnert sich Winfried Schäfer wehmütig, „hat jemand ausverkauft! gerufen.“ Jetzt hofft der TeBe-Trainer wenigstens auf 40.000 Zuschauer im Olympiastadion. Doch auch dieser Wunsch ist kühn, denn das ZDF überträgt die Partie live.

Wer Favorit ist, ist klar“, drängt Schäfer seine Borussen in die Außenseiterrolle: „Hertha ist ein sehr großer Gegner.“ Aber der Ex-Karlsruher wird auch schon mitbekommen haben, wie es am 28. Oktober 1998 war. Damals beendeten die Borussen die Pokalträume der Hertha mit 4:2.

Die Medienvertreter schrieben bombastisch: Die Berliner Fußball-Uhren ticken anders. Was die Gehälter angeht, ist das bestimmt richtig. Röber und Schäfer können inklusive Prämien zwei Millionen Mark pro Saison verdienen. Für Röber schwer verdaulich, schließlich ist Schäfer nur Zweitklasse-Trainer.