Finanzsenatorin fürchtet um Amt

■ CDU könnte ihr Ressort bekommen

Finanzsenatorin Annette Fugmann-Heesing (SPD) muss um ihr Amt fürchten. „Es ist alles offen“, sagte gestern ein hochrangiger SPD-Funktionär. Schon vor der Wahl waren aus der SPD Überlegungen laut geworden, bei einer Fortsetzung der Großen Koalition das Finanzressort der CDU zu überlassen. Das Kalkül: Die CDU müsste die Verantwortung für die unpopuläre Aufgabe mittragen, anstatt sie allein den Sozialdemokraten zuzuschieben.

Auch Fugmann-Heesing muss in den letzten Wochen zunehmend bewusst geworden sein, dass sie nicht mehr als sichere Kandidatin für den neuen Senat gilt. Denn je tiefer die SPD sank, desto mehr schwanden auch ihre Chancen, wieder Finanzsenatorin zu werden. Nun ist das Wahlergebnis mit 22,4 Prozent nicht so schlecht ausgefallen wie befürchtet, doch aufatmen kann Fugmann-Heesing nicht.

Die 44-Jährige, die vor vier Jahren aus Hessen nach Berlin kam, hat in der SPD nach wie vor keine Hausmacht. An der Parteibasis stieß ihre Privatisierungspolitik von Anfang an auf massive Vorbehalte. Vielen Genossen erscheint dies als Verrat an sozialdemokratischen Idealen. Jedes Privatisierungsvorhaben musste auf Parteitagen mühsam durchgefochten werden. Den Unmut der Parteibasis zog Fugmann-Heesing zuletzt auf sich, weil sie im Haushalt 2000 den Jugendetat um 13 Millionen Mark kürzen will.

Erschwerend kommt hinzu, dass Fugmann-Heesing ihren Sparkurs mit dem Charme eines Eiswürfels vertritt. Mit ihrem unnahbaren Auftreten hat sie nicht gerade die Herzen der Genossen erobert. Titel wie „Eiserne Sparlady“ und „Sparkommissarin“ sprechen Bände.

Die SPD würde mit dem Verzicht auf das Finanzressort in einer Großen Koalition aber erheblich an Macht und Einfluss einbüßen. Die Finanzsenatorin hat Einblick in alle anderen Ressorts. So warnte gestern ein Beobachter: „Wenn die CDU das Innen- und das Finanzressort erhält, wird die SPD nichts gegen die CDU durchsetzen können.“   Dorothee Winden